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1. Geschichte des Altertums - S. VI

1898 - Leipzig : Teubner
Vi Vorwort. Endlich, wird ein anderer, ein blinder Bewunderer des Alter- tums, hinzufügen, sind jene Erzählungen zumeist ein Teil der antiken Überlieferung, der antiken Geistesthätigkeit; als solche find sie ein eiserner Bestandteil der Bildung aller Zeiten. Diese Geschichts- erzählungen sind also unbedingt zu lernen, und zwar, wie es ihr Inhalt verlangt, auf der Unterstufe. Es geht nun einmal, da das Interesse des Schülers ganz oder teilweise erlöscht, wenn man ihm von vornherein das Nichtgeschichtliche derselben andeutet, nicht anders, als daß man sie ruhig, ohne eine derartige Bemerkung zu machen, so wie die beglaubigten und sichergestellten geschichtlichen Thatsachen vorträgt und wiedererzählen läßt. Sollte der Schüler auf irgend eine Weise erfahren, daß jene Geschichten eben bloße Geschichten, nicht aber Geschichte sind, so ist dagegen nichts zu machen. Es ist zu hoffen, daß er das erst erfährt, wenn er sie alle mit Eifer und Begeisterung gelernt hat. Denn diese Imponderabilien sind auch im Geschichtsunterricht sehr notwendig. Von der Obersekunda an soll ihm aber überall da, wo geschichtswidrige Zusätze und Ver- brämungen aufgedeckt sind, kurze Andeutung hierüber zu teil werden. Auf solche etwaige Einwürfe erwidere ich: Was die Methode der Oberstufe anlangt, so hat ans derselben eine „reinliche Scheidung" zwischen Geschichte und Beiwerk unter allen Umständen stattzu- finden. Besonders ist dies bei den ersten Jahrhunderten der griechischen und römischen Geschichte der Fall. Um den Eindruck des wirklich Historischen, glaubhaft Verbürgten nicht zu schmälern oder dasselbe überwuchern zu lassen von dem, was später hinzuerfunden ist, hat der Lehrer nach Darlegung der nichthistorifchen Momente eine ge- drängte Zusammenfassung des Wirklichen in innerer und äußerer Entwicklung vorzunehmen, eine gedrängte, um so Zeit zu genauerer Behandlung der Kaiserzeit und der Kulturgeschichte zu gewinnen. Das alles dürfte wohl selbstverständlich sein. Aber das ist nicht selbstverständlich, daß man dem Schüler der Quarta Geschichtserzählungen, die der Fälschung von Annalisten, lügenhaften Erfindungen ruhmrediger Familientradition oder patrio- tischen Stolzes, der nicht ertragen kann, daß von der Vaterstadt er- zählt wird, sie sei einst von Etruskern und später von Galliern besiegt und gedemütigt, entsprungen sind, als wahre Geschichte vorträgt, eben- sowenig Schilderungen, die lediglich phantasiereichen Erzählern ihr Dasein, kritiklosen Autoren wie Plutarch, Livius, Sueton, ihre Weiterverbreitung verdanken oder die in dem historischer Wahrheit naiv oder gleichgiltig gegenüberstehenden Mittelalter entstanden und in kecker, um nicht zu sagen, dreister Weise, falls sie wirklich einen geschichtlichen Untergrund haben, ausgemalt und auf eine ganz andere Zeit übertragen sind! Sagt man (in bisheriger Art) auch nicht aus- drücklich: „Auch das ist wahr", so gilt doch, daß man, wenn man nicht angiebt: „Es ist erfunden" oder „eine Sage" u. dgl., die Nach-
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