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1. Geschichte des Altertums - S. IX

1898 - Leipzig : Teubner
wessen man sie im Guten und im Bösen für fähig hielt. Hierher gehören auch Züge von Alexander dem Großen und Cäsar. Man fügt am besten der Mitteilung solcher Erzählungen die Bemerkung bei, daß diese Nachrichten keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit besäßen, aber doch um der ihnen eigenen charakteristischen Momente willen nicht übergangen werden dürften; sie machen Eindruck um ihres Inhalts willen und prägen sich dem Gedächtnis des Hörers ganz von selbst ein. . . . fes folgt nun eine Aufzählung verschiedener erfundener oder gefälschter Erzählungen.^ Haben nun diese ungeschichtlichen Erzählungen wirklich die Bedeutung, welche man ihnen zuspricht? Sind sie wirklich dermaßen wertvoll, daß man, um sie bei den Schülern einschmuggeln zu können, in Quarta und in den Mittelklassen nichts von ihrem Verhältnis zur wirklichen Geschichte erwähnen dürfte oder sollte? Feuern jene vor allem die Knaben, denen Mannhaftigkeit und kampfesfroher Sinn, hingebende Vaterlandsliebe und tapferer Schlachtentod besonders gefallen, die aber, ihrer geistigen Entwicklung entsprechend, wenig oder gar kein Verständnis für Verwaltung und Verfassung der Staaten haben, dermaßen an, daß diese, wesentlich von ihnen ergriffen, danach trachten, gleich wackere Männer zu werden wie die alten Griechen, Römer und Germanen? Einer der- artigen Behauptung müßte ich meine Zustimmung versagen. Ich kann mir nichts Häßlicheres vorstellen als den Brudermord, den Romulus auf sich lud, nichts Grausameres als den Totschlag, den der einzig überlebende der drei Horatier an seiner Schwester verübte, die in Jammern ausbrach, als sie die blutbespritzte Waffenrüstung ihres gefallenen Bräutigams erblickte. Wie unangenehm berührt weiterhin die Erzählung von Mucius Scävola! Seit wann gilt uns Männern germanischen Blutes der politische Meuchelmord als eine erhabene That?! Was würden wir sagen, wenn „im Jahre der Invasion" ein patriotischer Franzose unfern hehren König und Kaiser Wilhelm I. heimtückisch zu töten versucht hätte? Würden wir voll Rühmens auf eine solche heißer Vaterlandsliebe entsprungene Handlung eines Galliers hinzeigen, würden wir den loben, der sein Leben dahingegeben hätte, um aus so niederträchtige Weise das Haupt des feindlichen Heeres zu vernichten? Andreas Hofer wollen wir preisen und singen, der mit kraftvoller Hand in offenem Kampfe mannhaften Sinnes die Feinde seines Kaisers aus der geliebten Heimat verjagen wollte, aber nicht Friedrich Staps, der dazu noch weit sympathischer erscheint als jener Römer. Und welchen ethischen Gewinn bringt die Kunde von der greuelvollen Tochter des Servius? War nicht Klölia eine Vertragsbrüchige Person, die durch ihre Flucht ihrer schwer- bedrängten Vaterstadt noch neue Unannehmlichkeiten bereiten konnte? Darf man vaterländische Denkweise pflegen vermittelst Geschichten wie die vom Auszug und Heldentod der unzähligen Fabier an der
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