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1. Großes Lehrbuch der Geographie - S. 78

1902 - Breslau : Hirt
78 Gewässer des Landes. Sehr deutlich tritt diese Tätigkeit bei den Niagara-Fällen hervor, die bis jetzt durch Zernagung der sie tragenden Terrasse ls. S. 771 rund 12 km zurückgegangen sind. indem der Stoß des Wassers erst die weiche untere Schieferschickit zerstörts so daß dann die harte obere Kalkschicht nachstürzt. Der Hufeisenfall ist von 1842—90 um 31,>>5, der amerikanische um 9, s7 zurückgegangen, also um 0,<>7 bezw. 0,2 m im Jahre, im Durch- schnitte 0,4 i. Unter Zugrundelegung dieser geringeren Zahl würde das Alter der Fälle auf 38000, bei der größten auf fast 18000 Jahre zu berechnen sein, wenn es gestattet wäre ein gleichmäßiges Rückwärtsschreiten der Ausnagung anzunehmen. Die Geschichte der Fälle ist jedoch ziemlich verwickelt, denn der Ontario-Spiegel war einmal 100 m unter den jetzigen Stand gesunken, dann stieg er durch Zudrang von Seewasser 70 m übet jenen. Die jetzige Höhe wurde durch das Einschneiden des St. Lorenz-Stromes geschaffen. So bewegen sich denn die Schätzungen für das Alter der Fälle zwischen 10000 und 50000 Jahren. Haben die Fälle dereinst die letzte Schranke bei Buffalo sbaffülloj fortgeräumt, so muß sich der Spiegel des Erie sirij-Sees bis zu dem jetzigen Spiegel des Flusses unterhalb der Fälle senken, und dies wird auch das Schicksal der übrigen canadischen Seen sein, die in Terrassen übereinander liegen. Alle jene Seenbecken sind für ihre Größe nur seichte Depressionen, die sich schon bei geringen Niveauschwankungen mit Fig. 72. Erosionstäler im Faltenjura. Wasser füllen konnten. Vor der Eiszeit lag das Land um 1000m höher als beute, und die Erosion war viel stärker wirksam. Das beweisen dort die großen, tiefeingeschnittenen Täler, die nun zum Teil tiefer liegen als der Meeresspiegel. Die jetzigen großen Wasserspiegel gehören alle der jüngsten Zeit an, und die Niveauschwankungen des Bodens dauern fort. Schon finden allen Weltteilen unzählige Seen durch die Erosion der Flüsse gewissermaßen abgezapft und trockengelegt worden, und ein alter, schon lange in der Arbeit begriffener Fluß hat deshalb nur wenige Wasserfälle, Strom- schnellen und Seen auszuweisen, während erst jüngst von ihrer Meeresbedeckung befreite Länder desto reicher sind an noch „unentwickelten" Flüssen. Beispiele stärkster Erolions- tätigkeit sind die Canons skaniönsj im paeifischen Teile der Union ts- T. 41», wo die Flüsse sich bis zu 1500 m Tiefe in den Felsen hineingesügt haben. Auch in Monte- negro kommt ein 1000 m tiefer Canon vor. Die Flüffe haben einer großen Anzahl von Gebirgen ihre heutige Gliederung gegeben und z. B. das rheinische Schiefergebirge in mehr oder minder rechtwinklig zugeschnittene Stücke zerlegt. S. Fig. 30 S. 26. sdie Stärke der Erosion hängt ab von derjenigen des Gefälles und dieses wiederum vom Höhenunterschiede zwischen dem Anfange der Erolionslinie und ihrem Endpunkte, der „Erosionsbasis". Die Bode kann trotz größerer Steilheit ihres Bettes dieses nicht tiefer schneiden als das der Saale und diese nicht tiefer als das der Elbe. Die
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