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1. Großes Lehrbuch der Geographie - S. 188

1902 - Breslau : Hirt
188 Afrika. flach und niedrig und verwandelt sich in einen großen See, dessen Gewässer so langsam abströmen, daß sie unten am Flusse die Überschwemmung vom August bis in den Oktober, ja bisweilen den Dezember fortsetzen. Ihr Wasser bringt einen trefflichen Nährstoff in der Pottasche, die aus der Asche,, der von Bränden zerstörten Wiesen am Gazellenstrome herrührt. So ist in der Tat Ägypten ein eigenartiges Geschenk der Natur. Die Wir- kung des Stroms soll aber noch gesteigert werden durch das Stauwerk von Assuan, das, 1,* km lang, 180 Schleusen mit Stahltüren erhalten wird, die zur Zeit der Hoch- flut geöffnet werden müssen und dann 15 000 kbm in der Sekunde hindurchlassen werden, während sie zur anderen Zeit den Nil bis aus 225 km aufwärts stauen und schiffbar machen. Aus der so erzielten Staumasse hofft man das Flußtal so speisen zu können, daß der Umfang des Kulturlandes von 26 000 kw auf den 7fachen gebracht wird. Aber die unersetzlichen Tempelbauten der Nil-Insel Philä bei Assuan werden durch das Stauwasser zu Grunde gehen. Weiter abwärts bei Assiut soll ein niedrigeres Stau- werk mit 119 kleinen Schleusen hinzutreten. Der fette Schlamm bringt die reichsten Ernten an Baumwolle, Getreide (Weizen, Reis, Mais>, Zuckerrohr usw. chervor. Von der ursprünglichen, wildwachsenden Pflanzen- welt des Landes waren am bekanntesten der Papyrus und der Lotus; beide sind jetzt verschwunden, ebenso das Krokodil, und selten geworden ist auch der Ibis. Die häufigsten, aber durchaus erst von Menschenhand angepflanzten Baumarten, schon des Altertums, sind Dattelpalmen^ Sykomoren, Tamarinden, Granaten, Akazien. Da nun die Über- flutungen jahraus jahrein unfehlbar zur bestimmten Zeit, wenn auch nicht immer in gleicher Stärke (gemeiniglich2 zwischen 6,4 und 9,ö m nach dem uralten Nilmesser auf der Insel Roda bei Kairo), eintreten und das Wasser durch unzählige Kanäle über das enge Tal und das breitere Delta geleitet wird, so ist die Fruchtbarkeit des ewig ver- jüugten Bodens, der an Ergiebigkeit von keinem anderen übertroffen wird, unerschöpflich. So ist Ägypten, wie sein Eroberer Amru (Omar) sagte, im Wechsel des Jahres „erst Staubgefild, dann süßes Meer, dann Blumenbeet". Überall am Nil hört man jetzt die ächzenden Schöpfrüder, sieht man rauchende Fabrikschlote sich über die grünen Sykomoren erheben. Die Bevölkerung, die auf den bewässerten Gebieten zu 338 auf 1 qkm sich zusammengedrängt hat, so daß Ägypten darin Sachsen und Belgien übertrifft, ist in ihrer großen Masse Nachkommenschaft der Altägypter und hat sich mehr oder weniger rein in der Bauernbevölkerung am untern Nil, den Fell ah in, am reinsten in den städtebewohnenden, christlichen Kopten erhalten, die aber stark abnehmen. Außerdem Beduinen und Europäer, letztere fast ausschließlich in Alexandrien, Kairo und den Häfen des Sues- Kanals. Trotz aller Reichtümer des Bodens leben die durch Steuern aus- gesogenen Fellahin oder Fellachen des platten Landes in trübseliger Dürftig- keit und jetzt wie schon seit Jahrhunderten in engen Lehmhütten^. Ägypten, Tributär-Staat der Türkei, wird von einem erblichen Bice- könig unter dem Titel Chediv regiert; seit 1892 Abbas Ii. Die tatsächlichen Herren des Landes sind die Briten. 1) Oberägypten, mit den großartigen Ruinen des alten huuderttorigen Theben auf beiden Nilseiten. Bei der Karawauenstadt Siüt betritt man 2) Untcrägyptcn, mit der Haupt- und Residenzstadt Kairo jkairoü etwas r. vom Nil (575), der größten Stadt des türkischen Reichs nach Konstantinopel, der glänzendsten und buntesten des Morgenlandes. Klimatischer Kurort. Auf dem l. Ufer des Nils, bei den Trümmern des alten Memphis, die Begräbnisstätten der altügyptischen Könige aus unvordenklichen Zeiträumen, die 40 Pyramiden. Die größte ist die des Cheops, jetzt noch 147 m, bei dem Orte Gizeh sdschisehü * * S. Bilderanhang S. 658. 2 Bei 6 m werden die Schleusen für die Seitenkanäle geöffnet. Bei Kairo ist eine Überlchwem- mung unter 7 In dürftig, über 10 m verheerend. Etwa 60 000 Ziehbrunnen, 35 000 Schöpfräder, 3600 Zentrisugalpumpen arbeiten anr Nil. 3 S. Bilderanhang S. 647.
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