1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Japan.
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B. Gst-Asien.
7. Kaiserreich Japan (Nippon).
[417 000 qkm, 46,5 Will. E-, 114 aus 1 qkm.)
Das Jnselreich Japan, durch das stürmische Japanische Meer vom Fest-
lande Asiens getrennt, durch zahlreiche Klippen, Strudel und Sandbänke ein-
gehegt, erstreckt sich von 22° bis 51° N. Es ist überwiegend gebirgig, ein
Hauptherd in der großen Vulkanreihe, die von- den Suuda-Jnseln nach
Kamtschatka zieht, und erfährt jährlich mindestens 500 Erdbeben. Von
japanischen Pilgern und Europäern wird viel besucht der 3750 in hohe, groß-
artige, auf den landschaftlichen Darstellungen der Japaner unablässig wieder-
kehrende Fuschijama, der jetzt erloschen zu sein scheint. Von ihm aus über-
blickt man einen großen Teil des Jnselreiches, ähnlich wie der Snowdon
einen Blick auf die verschiedenen Teile des britischen gewährt. Durch die breite
Bruchspalte, die sogen. fossa magna, in der Nähe des Fuschijama, werden die
Gebirge der Hauptinsel in eine n. und eine s. Abteilung geschieden.
Das Klima, im ganzen ozeanisch, ist gesund und wärmer als ans dem gegenüber-
liegenden Festlande, ..da die Jnselküste sich der warmen Meeresströmung erfreut, die eine
Fortsetzung der N.-Äquatorialströmung ist und von den Japanern Kuro-Schio id. h.
dunkle Salzflut) genannt wird. Die Masse der größern Inseln hat deshalb auch nur
20° jährlicher Wärmeschwankung aufzuweisen, gegenüber 30" auf dem benachbarten
chinesischen Festlande. Der S. liegt unter der Jahresisotherme von 16, die Kurilen
aber bereits unter der von 4°. Die Wärme-Abstufungen auf den etwas nördlicher ge-
legenen britischen Inseln sind geringer. Die im S. stark subtropische Pflanzen-
welt schwindet mit dem Vorrücken nach N., immergrüne Bäume und Sträucher berühren
sich mit den sommergrünen; im S. noch Palmen und Affen, im N. Büren und Hirsche.
Die Tierwelt weist ferner den Riesensalamander und den Alpenhasen auf, die
reiche Pflanzenwelt aber die Kamelie, den Kampfer- und den Lackbaum und manch
anderes nützliches Kulturgewüchs: Teestrauch, Bambus, Baumwolle, Maulbeerbaum, Reis,
Sorghohirse, Getreide, Iamsmurzel usw. — Die auffallende Ähnlichkeit der Lage und
Umrisse mit den britischen Inseln ergibt sich aus der Karte.
Das Land ernährt ein heiteress freundliches, wenn auch nicht sehr arbeitslustiges
Volk, das im Besitz aller Bedürfnisse eines verfeinerten Lebens sämtliche Versuche der
Europäer, bleibenden Fuß auf dem Jnselreiche zu fassen, lange Zeit beharrlich abwies.
Seit etwa 40 Jahren hat es aber wie im Innern so im Verhalten zum Auslande sich
in erstaunlicher Weise umgestaltet; es sind die Häsen Jokohäma, Kobe, Nagasaki,
Niigäta und Hakodäte, dazu 10 kleinere, sowie die beiden Großstädte Tokio und
Osaka dem auswärtigen Handel vertragsmäßig geöffnet, wie denn überhcutpt Japan
als junge asiatische Großmacht immer selbsttätiger in den Weltverkehr eintritt und die
abendländische Kultur immer mehr Eingang findet. Negierung und Verwaltung, das
Kriegswesen, das unter allen Neuerungen am besten entwickelt ist, und die Bildungs-
anstalten werden nach europäischem Muster eingerichtet, das in überstürzter Hast auch
auf das gesellschaftliche Leben übertragen wird, und die gelehrigen Japaner finden sich
leicht in den neuen Verhältniffen zurecht. Die große Masse des Volkes steht den neuen
Gedanken freilich innerlich noch fremd gegenüber.
Die Japaner sind äußerlich liebenswürdiger und reinlicher als die Chinesen, aber
prahlerisch und überhebend, dabei wenig zuverlässig. — Die Deutschen besitzen das
Niederlassungsrecht für das ganze Reich.
Bevölkerung. Die Bewohner gehören zur mongolischen Rasse und stehen
in ihrer Schädelbildnng beit Chinesen nahe, haben aber eine mehrsilbige
Sprache. Sie wanderten vom Festlande ein und verdrängten eine ältere
Bevölkerung, höchst wahrscheinlich die Aino, die sich jetzt nur noch ans
Jeso, den Kurilen und dem s. Teil der Insel Sachalin behaupten; auch die