1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Religionsbekenntnis. Bildung.
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in Westfalen und Niedersachsen = eingefriedigte Weide; —Hofen und beuren (Bauern-
haus, erhalten in Vogelbauer) sind schwäbisch, —heim, cutel, ohl (Orte im Flußtale,
auf dem mondsichelförmigen Auenlande, das der Fluß auf der Innenseite einer Krümmung
absetzt) und — scheid (auf der Scheide, Grenze) bei den Rheinfranken, — um friesisch.
Die Glaubensbekenntnisse sind im Deutschen Reiche stark gemischt wie in der Schweiz
und den Niederlanden. Doch überwiegt der Protestantismus, dem der größte Teil
Norddeutschlands angehört, mit fast Z (62,5 o/o1) der Bevölkerung bedeutend : etwas mehr
als 4 (36,i °/o) sind römisch-katholisch; andere Christen gegen 170000; die Zahl
der Juden beträgt 587000; sie bilden im O. (unter den Slaven) einen größeren Teil
der Bevölkerung als im W, sind aber auch im Rheinlands, in Elsaß-Lothringen, den ehe-
maligen Bistümern Speier, Mainz, Würzburg und Bamberg, gleichwie einem Teile von
Oberhessen ziemlich zahlreich vertreten.
Die evangelischen Bekenntnisse gliedern sich in den einzelnen Staaten in besondere
Landeskirchen und sind unter die Leitung von Konsistorien gestellt, so in Bayern
unter das protestantische Oberkonsistorium, in Baden unter den evangelischen Oberkirchen-
rat. In Preußen leitet der evangelische Oberkirchenrat die protestantische Kirche der neun
älteren Provinzen, während die drei jüngeren besondere lutherische oder reformierte Kon-
sistorien besitzen. Die römisch-kathollsche Kirche zählt im Reiche 26 Bistümer, darunter
einige Erzbistümer, nämlich in Baden Freiburg i. B., in Bayern Augsburg, Bamberg,
Eichstätt/München-Freising, Passau, Regensburg, Speier, Würzburg, in Elsaß-Loth-
ringen Metz und Straßburg, in Hessen Mainz, in Preußen Breslau, Ermeland,
Fulda, Gnesen, Hildesheim,. Köln, Kulm, Limburg, Münster, Osnabrück, Paderborn,
Posen, Trier (das Erzbistum Gnesen ist mit Posen vereinigt), in Württemberg Rotten-
burg. — Die altkatholische Kirche steht unter dem Bischöfe zu Bonn. — Die Israe-
liten sind zu größeren Bezirken unter Landrabbinern vereinigt.
In der geistigen Bildung behauptet das Reich unter den Staaten Europas einen
hervorragenden Rang, sowohl in der Zahl der höheren Lehranstalten und derjenigen ihrer
Besucher wie in der Verbreitung der Volksbildung in allen Schichten der Bevölkerung,
wenn es auch die Verhältniszahl der Analphabeten auf je 1000 Rekruten, mit 2,2 dem
Kgr. Schiveden gegenüber um 1,i überschreitet. Rußland hat dagegen 708, Österreich 210,
die Niederlande 50, Frankreich 64.
Kein anderes Land hat eine so bedeutende Zahl vollständiger Universitäten. Es
sind unter Anfügung der Studentenzahl im Sommerhalbjnhre 1902:
1. Berlin (Brandenburg) . . . 5676 11. Jena (Thüringen) . . . 757
2. Bonn (Rheinland) . . . 2408 12. Kiel (Schleswig-Holstein) 1156
3. Breslau (Schlesien) .... 1827 13. Königsberg (Ostpreußen) . . . 968
4. Erlangen (Bayern) 1004 14. Leipzig (Kgr. Sachsen) . . 3508
5. Freiburg (Kathol. Baden). . . 1801 15. Marburg (Hessen-Nassau) . . 1362
6. Gießen (Hessen) . 1016 16. München (Bayern) 4430
7. Göttingen thannover). . . . . 1371 17. Rostock (Mecklenburg). . . 551
8. Greifswald (Pommern).... 825 18. Straßburg (Reichsland) . . . 1132
y. Halle (Prov. Sachsen). . 1727 19. Tübingen (Württemberg) . . 1496
10. Heidelberg (Protest. Baden) . 1640 20. Würzburg (Bayern) 1198
Von diesen 20 haben jedoch nur 3, Breslau, Bonn und Tübingen, theologische Fakultäten
beider Konfesstonen; dazu kommt die Akademie für Philosophie und katholische Theologie
in Münster. — Technische Hochschulen (für Maschinenbau und verwandte Berufs-
arten) gibt es 10: in Aachen, Berlin, Braunschweig, Danzig (im Ban begriffen), Darm-
stadt, Dresden, Hannover, Karlsruhe, München, Stuttgart. — Der Förderung gelehrter
Bildung dienen öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Sammlungen und Institute,
gelehrte Geselljchaften usw. in den Hauptstädten und an den Universitäten; auch die
' vüei/r“nf-c werden sorgsam gepflegt auf Kunstakademien und Kunstschulen (14) und
auf Musiklehranstalten (21). Die deutsche Malerschule reiht sich der italienischen würdig,
an, und die deutsche Tonkunst, in ihren großen Meistern früherer Zeit in ganz Europa
gefeiert, hat noch jüngst eine neue, glänzende Blüte erlebt.
öiach den Teilergebnissen der Jählung von 1900. Nur für die S. 519 besonders bezeichneten
Staaten waren diese vorhanden.