1909 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Nieberding, Karl, Richter, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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das Kamel, beut Andenbewohner das Lama und das Maultier, dem
Tibetaner der L)ak, dem Bewohner der nordsibirischen Tundra das
Renntier, dem Eskimo der Hund. Und ähnlich verhält es sich inbezug
auf die Kleidung (vergl. § 11). — Von sehr großer Bedeutung ist die
Pflanzen- und Tierwelt für die Kulturentwicklung der Volker gewesen.
Wo es nämlich an Nahrungspflanzen fehlt — z. B. in den Polar-
gegenden —, oder wo es an zähmbaren Tieren fehlte — z. B. in Au-
stralien, Ozeanien und fast ganz Amerika —, da sind die Völker im
allgemeinen auf der untersten Stufe der Kultur stehengeblieben. — Die
Heimat der Nomadenvölker dagegen sind diejenigen Erdstriche, die
zwar reich an zähmbaren Tieren, aber arm an Pflanzen sind, z. B.
die Steppen Asiens. — Der Ackerbau, die Grundlage der höheren Kultur,
konnte sich nur dort entwickeln, wo der Mensch außer einem anbau-
fähigen Boden und außer Pflanzenarten. die den Anbau lohnten, zugleich
unter den Tieren Gehilfen bei seiner Arbeit fand. — Die mächtigsten
und kultiviertesten Völker gehören der gemäßigten Zone an; denn in
der tropischen Üppigkeit erschlafft und verkümmert der Mensch ebenso
leicht wie in der traurigen Dürftigkeit der Polargebiete.
§ 114. Einige wichtige Werändernngen der Erdoberfläche.
Nicht nur die lebende Natur, die Pflanzen-, Tier- und Menschen-
weit, sondern auch die leblose Natur, namentlich die Erdoberfläche
war und ist dem steten Wechsel der Zerstörung und Neubildung nnler-
worsen. Die Kräfte, die auf die Erdoberfläche seit Jahrtausenden
umgestaltend eingewirkt haben und sie noch immerfort, wenngleich oft
erst in langen Zeiträumen, merklich verändern, sind teils innere, teils
äußere, d. h. sie wirken teils aus dem Erdinnern, teils von außen
auf die Erdoberfläche.
a) Innere Kräfte.
1. Der Vulkanismus, die Gegenwirkung (Reaktion) des feurig-
flüssigen Kernes der Erde gegen ihre feste Umhüllung. Der Vulkanismus
offenbart sich in den Ausbrüchen der alten und in der Entstehung
neuer Vulkane, in den Gasquellen, heißen Quellen und Schlamm-
Vulkanen.
2. Kontinentale Hebungen und Senkungen. Man unterscheidet
instante und säkulare Hebungen und Senkungen. Bewegungen der
erstem Art erfolgen ruckweise in vulkanischen und solchen Gegenden,
die heftigen Erdbeben ausgesetzt sind. So entstand 1538 in 48
Stunden bei Neapel der Monte Nuovo; 1707 erhob sich in der Nähe
der Insel Santorini (Thßra) im Ägäischen Meere eine neue Insel;
1831 erschien und verschwand bald wieder im W. von Sizilien eine
Insel (Ferdinanden Nerita, Julia genannt). Besonders häufig sind
solche ruckweise Hebungen und Senkungen an den Küsten von Chile. —
Säkulare, in wrzer Zeit kaum bemerkbare Hebungen werden z. B.
an den schwedischen Küsten beobachtet, während die venetianische Küste
sich senkt. — Noch großartiger sind die Niveauveränderungen der