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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 165

1904 - Braunschweig : Westermann
— 165 — Die Schneemassen, welche sich während des Winters im Hochgebirge angesammelt haben, rollen zum Teil, wenn im Frühjahr und zu Anfang des Sommers die Schneeschmelze eintritt, als Lawinen zur Tiefe nieder; der andere Teil, welcher liegen bleibt, wird bei Tage von den Sonnenstrahlen angeschmolzen und gefriert wieder bei Nacht; dadurch verwandelt er sich in den körnigen Firn, der in meilenweiter Ausdehnung die minder steilen Gehänge der Hochgebirge bedeckt. Den vereisten Abfluß dieser Firnmeere bilden die Gletscher, welche, langen und breiten Eis-zungen vergleichbar, sich in die Hochtäler hinab erstrecken. Die Eismassen der Gletscher sind von zahlreichen Spalten durchsetzt, in denen das Schmelzwasser der Oberfläche in die Tiefe sickert und schließlich als Gletscherbach aus einem mehr oder minder gewölbten Tor am Kopfe des Gletschers hervorbricht. Fortwährend schmilzt hier am Kopfende der Gletscher ab, aus dem Reservoir der Firnmeere wächst er dafür fortwährend nach, und so ist seine Masse in einer beständigen Bewegung nach der Tiefe zu begriffen. Die Felsbrocken, welche von den Abhängen her auf den Gletscher rollen oder durch Druck und Reibung durch ihn selbst von den Felswänden losgelöst werden und zwei fortlaufende Reihen von Trümmergestein bilden, welche man Seitenmoränen nennt, werden dadurch allmählich bis zum Kopfe des Gletschers hinabgeführt und hier zur Stirnmoräne zusammengehäuft. Wächst der Gletscher, was in kalten und feuchten Sommern geschieht, so schiebt er seine Stirnmoräne mit unwiderstehlicher Gewalt vor sich her; zieht er sich in heißen und trockenen Sommern zurück, so bleibt unterhalb seines derzeitigen Kopfes seine ehemalige Stirnmoräne als ein Felstrümmerwall liegen. Alte Gletschermoränen beweisen uns, daß in einer vergangenen Zeitepoche die Gletscherbildung Mitteleuropas viel ausgedehnter war als heute; man muß hieraus schließen, daß damals die mittlere Jahresund besonders Sommertemperatur bedeutend niedriger war als gegenwärtig, und hat jene Zeit deshalb als die Eiszeit bezeichnet. Der zur Erdoberfläche gelangende atmosphärische Niederschlag zieht in die durchlässigen Schichten (Sand, Kies) der Eide ein, er durchtränkt dieselben und bricht an geeigneter Stelle als Wasserquell wieder hervor. Die Quellen vereinigen sich zu Bächen, diese zu Flüssen und Strömen, welche ihr Wasser wieder den Meeren zuführen; sie bilden bei ihrer Mündung in das Meer sehr häufig durch die Ablagerung der von ihnen mitgeführten Sinkstoffe ein Delta, das um so schneller wächst, wenn das Meer zurückweicht, also die Küstenlinie vorrückt. Besonders entwickelt ist diese Bildung beim Ganges, Me-khong und Si-kiang, beim Niger und Nil, beim Mississippi und Orinoco, beim Rhein, dem Po und der Donau.
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