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1. Teil 4 - S. 71

1910 - Leipzig Wien : Freytag
71 a) Die Tieflandbuehten. Vom Tieflande her greifen mehrere Fortsätze buchtenartig zwischen die einzelnen Teile des Mittelgebirges hinein. An der Oder zieht sich die Schlesische Bucht hinauf, zwischen dem Sächsischen Berglande und Thüringen die Leipziger Bucht, zwischen dem Teutoburger Walde und dem Schiefergebirge die Westfälische oder Münstersehe Bucht und am Rhein die Cölner Bucht. 1. Die Schlesische Bucht. Zwischen der Oberschlesischen Platte und dem Sudetenzuge breitet sich ein Tieflandstreifen aus, dessen Hauptlebensader die Oder ist. Ihr strömen von den Sudeten mehrere Nebenflüsse zu, die Glatzer Neisse, die Weistritz und die Katz-bach, und von der rechten die Malapane. Das Land ist flachwellig und hat einen ungemein fruchtbaren Boden, der größtenteils durch die Flüsse angeschwemmt worden ist. An einigen Stellen haben sich die Flüsse ziemlich tief in die Erdrinde eingenagt und bilden steile Ufer, so daß sie schwer zu überschreiten sind. Doch haben sie, nachdem sie die Ebene erreicht haben, größtenteils ein so langsames Gefälle, daß sie für die Schiffahrt benutzt werden können. Besonders die Oder ist, sobald sie die Sudeten verläßt, flößbar und bald darauf schiffbar und bildet die lebendige Verbindungslinie zwischen der Schlesischen Bucht und dem mittleren Teil des Deutschen Tieflandes. Dies zeigt sich auch darin, daß Schlesien staatlich an das Gebiet der unteren Oder angeschlossen ist und daß eine große Zahl von Schlesiern in der Hauptstadt des Reiches wohnt. Das Gebiet rechts der Oder bezeichnet man als Oberschlesien, das linke Uferland als Niederschlesien. In den südlicheren Teilen findet sich noch viel Wald und namentlich ist das Grenzgebiet nach Galizien und Rußland hinüber mit riesigen Eichenwäldern und Nadelholzforsten bedeckt, in denen sonst ausgestorbene Tiere, wie der Auerochs, ein Schongebiet gefunden haben. Der übrige Teil des Landes ist fruchtbar und gut angebaut. Neben Getreidefeldern sieht man vornehmlich große Rübenäcker und weite, mit Zuckerrüben bestellte Gebreiten. Wo der Boden etwas hügelig ist, treten Obstgärten und sogar Weinberge auf. An die Steppennatur von Osteuropa mahnt es, daß man auch große Zwiebelfelder findet. Da die Schlesische Bucht den großen Industriegebieten des Sudetenhanges und der Oberschlesischen Platte benachbart ist, so hat sie auch in ihren Städten viel Gewerbfleiß. Sie ist also nach Lage, Güte des Bodens und gewerblicher Entwicklung vor vielen anderen Teilen Deutschlands bevorzugt. Die Bevölkerung ist zum größten Teile deutsch. Nur von Oberschlesien herüber zieht sich gegen Breslau hin polnische Bevölkerung, was damit zusammenhängt, daß von Prag über Breslau nach Warschau eine alte Verkehrsstraße verläuft, welche die Mittelpunkte zweier slawischer Bezirke miteinander verbindet. Von der Mährischen Pforte her haben sich außerdem Bewohner mährischer Abstammung nach Schlesien, vorgedrängt. Das obere Gebiet gehört zu dem schlesischen Regierungsbezirk Oppeln. Bei Ratibor wird die Oder schiffbar. Weiter abwärts liegt Breslau, die Hauptstadt der großen und gesegneten Provinz. In ihr vereinigen sich die sämtlichen Verkehrsstraßen mit dem Wasserwege der Oder und deshalb ist die Stadt des Wrati-slaw der Hauptmarkt des ganzen deutschen Ostens. In seinem Hafen lagert
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