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1. Das Deutsche Reich - S. 38

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
.'38 Einzelgebiete. ja selbst über die Elbe hinaus in das Gebiet der Altmark und des Obermains waren Slaven gedrungen und seßhaft geworden. Unter den großen Sachsenkaisern und später unter den Hohenstaufen begann die Wiedergerm anisierung des Ostens, das größte nationale Werk des deutschen Volkes im Mittelalter, das indessen noch heute nicht vollendet ist. Polen bevölkern noch großenteils Oberschlesien, Posen und Westpreußen, Teile des früheren Königreichs Polen; gegen hunderttausend (slavische) Masuren sind in Westpreußen seßhaft, in Ostpreußen die noch etwas zahlreicheren Litauer. Diese gehören dem Stamme der Letten an, der den Slaven verwandt ist. Die Kolonisation des weit überwiegend deutschen Ostpreußen war das große Werk des D e u t s ch r i 11 e r o r d e n s. Erwerbszweige. Im Ostdeutschen Tieflande (Ostelbien) überwiegt die Landwirtschaft. Roggen- und Kartoffelbau waltet in den nördlichen Provinzen vor, gemischter Anbau in Schlesien, und zwar in beiden Gebieten vorherrschend in Form des Großgrundbesitzes. In hoher Blüte stehen namentlich Branntweinbrennerei und Pferdezucht. Doch entfaltet auch die Industrie hier mehrorts eine bedeutsame Wirksamkeit. Abgesehen von den großen Werften an der Küste, blüht die T n ch i n d n st r i e besonders in der Mark Brandenburg, so in Luckenwalde, Kottbus, Guben, dann in Görlitz in Schlesien; Berlin selbst ist die größte Industriestadt des Reiches. Staßfurt hat große Salz-lager, die Provinz Posen Braunkohlenlager, die Samlandküste liefert Bernstein, Rügen Kreide. Im Westdeutschen Tieflande (Westelbien) wird an der Kultiviern ngdermoore eifrig gearbeitet. Mehrfach find auch schon in öder Landschaft wohlhabende Moorkolonien aufgeblüht. Das glänzendste Beispiel hierfür ist Papenburg in Hannover. Auch die Heide weicht mehr und mehr der Kultur. Große Strecken werden aufgeforstet oder berieselt und verbessert. Bei Lüneburg und Stade trifft man Gipslager und Salzquellen, und die Tiefbohrungen um Celle haben ansehnliche Petroleumlager erschlossen. Die Marschen liefern das trefflichste Mastvieh und gute Pferde. Im Gewerbeleben treten jene Industrien hervor, die ihre Rohstoffe der Landwirtschaft entnehmen (Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien, Konservenfabriken). In den K ü st e n st ä d t e n blühen die mit dem überseeischen Handel und der Schiffahrt zusammenhängenden Erwerbszweige. Zu nennen sind hier die Reismühlen und Zigarren- und Tabakfabriken Bremens, die Hamburger Fabriken zur Bereitung von Gummi, Guttapercha, zur Verarbeitung von Palmkernen und Kokosnüssen, dann dessen große Schiffswerften. Geschichtliche Bedeutung Ostelbiens. Die O st e l b i s ch e n Landeha-ben für Preußen auch hohe geschichtliche Bedeutung. Hier ist die Wiege der preußischen Monarchie und die Heimat der strammen preußischen Heereszucht und des ebenso gearteten Beamtentums. Hier hat die Monarchie ihre Feuerprobe in der Geschichte bestanden. Hier ist daher auch die Heimat der großen preußischen Feldherren der Fridericianischen Zeit, der Befreiungsküege und noch des Deutsch-Französischen Krieges. Aber auch die W i s s e n s ch a f t ist hier trefflich vertreten, so durch Kant, Kopernikus, die beiden Humboldt, Mommsen u. a. Trotz alledem hat sich mit der Gewinnung der neuen industrie- und volkreichen westelbychen Provinzen der wirtschaftliche und politische Schwerpunkt Preußens allmählich von Osten nach Westen verlegt.
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