Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1896 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Bereinigten Staaten. 285
vor. Deutsche giebt es gegen 3 Millionen. Von den Urbewohueru, den
Indianern, sind kaum 400 000 übriggeblieben. Dagegen machen die
einst als Sklaven eingeführten Neger und die aus der Mischung der
Weißen mit ihnen hervorgegangenen Mulatteu heute einen beträchtlichen
Teil der Bewohner aus. Sie zählen etwa 71/2 Millionen.
Diese Amerikaner haben sich zu einem eigenen Menschenschlag heraus-
gebildet. Sie sind ein sehr rühriges, arbeitsames und nnternehmnngs-
lustiges Volk. Durch ihre rege Betriebsamkeit hat die Uuion in dem gegen-
wärtigen Jahrhundert einen überraschend großen Aufschwung genommen und
unter der sorgfältigen Ausnutzung der reichlich vorhandenen Schätze ist sie
einer der ersten Industrie- und Handelsstaaten geworden. Nur vou der
englischen Handelsflotte wird die amerikanische zur Zeit noch übertroffen.
Unter solcher wirtschaftlichen Entwicklung nahm auch die Zahl der ^ks-
Einwohner, namentlich durch ununterbrochene Einwanderung von Europa,
schnell zu. Auf den einstigen Jagdgründen der Indianer wuchsen an den
geeigneten Plätzen die Siedlungen mit einer geradezu unglaublichen Ge-
schwindigkeit zu Großstädte« an; Chicago mit jetzt über 1 Million Ein-
wohner war uoch vor 60 Jahren eine dorfähnliche Ortschaft. Es leben
gegenwärtig fast 65 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten. Das
giebt allerdings bei der Größe des Landes, die derjenigen unseres Erdteils
nahezu gleichkommt, noch immer nur die geringe Volksdichte von 7 ans
1 qkm; allein in einzelnen Gebieten, besonders im Nordosten, wird die
Volksdichte des deutschen Reiches überstiegen.
Doch das Land vermag noch eine weit größere Bevölkerung zu er- 80bcns
nähren. Unter dem verhältnismäßig günstigen Klima liefert der Acker- und
Plantagenbau einen reichen Ertrag. Ein großer Teil davon gelangt zur
Ausfuhr und versorgt namentlich die Staaten des westlichen Europa mit
Getreide, Baumwolle und Tabak. Aber auch die Viehzucht giebt reichen
Gewinn. Unerschöpfliche Lager von Steinkohle und Eifeuerz haben endlich
eine bedeutende Industrie hervorgebracht, deren Erzeugnisse ebenfalls auf den
Weltmarkt kommen. Von den Mineralschätzen hat vor allem das Petroleum
einen hohen wirtschaftlichen Wert. Auch Edelmetalle und Kupfer werden in
Mengen ausgeführt.
Der wirtschaftliche Aufschwung ist nicht zum wenigsten in der großen Nerkchr.
Offenheit Nordamerikas nach der atlantischen Seite hin begründet. Schiff-
bare Ströme führen den Verkehr hier bis tief in das Binnenland hinein.
Wo aber natürliche Straßen fehlten, da setzte der Nordamerikaner mit
seiner rastlosen Thätigkeit ein, indem er diese durch künstliche Anlagen
verbesserte und ergänzte. Ein ausgedehntes Kanalnetz durchzieht jetzt das
Land. Chicago, über 1000 km vom Meere entfernt, ist so durch Umgehung
des Niagarafalles über die großen Seeen hinweg für Seeschiffe zugänglich