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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 14

1874 - Mainz : Kunze
14 Ueber geographischen Unterricht. Von Stellung und Gestalt des Erdballs z. B. wird man nicht reden können, ohne der älteren Ansichten darüber und deren allmählicher Läuterung zu gedenken. Und was die Abtheilung der Menschheit in Rassen, die Ver- breitung der Völker über die Erde, die Verschiedenheit ihrer Kulturzustände und die Ursachen dieser Verschiedenheiten betrifft, so ziehen wir sie nnbe- deutlich in den Bereich der Geographie, da sie offenbar in Wechselwirkung mit der klimatischen Beschaffenheit, den physischen Formen und dem Anbau der Länder stehen. Das Menschengeschlecht ähnelt den übrigen Natnror- ganismen. Wie diese nach Himmelsstrichen, nach Grund und Boden, in verschiedener Gestaltung sich zeigen, so ist auch der Mensch nicht überall der gleiche. Er erscheint Physisch und geistig ein anderer in Guinea als am Libanon, anders am Ganges als am Amur; „der hochgebirgische Schweizer, der paralische Niederländer, der oeeanische Britte, der eontinentale Stabe' der vulkanische Italiener, der archipelagische Grieche, der Beduin in der Wüste, der Nomade in den Steppen — sie sind alle eins mit ihrer Loealität und mehr oder weniger das persönlich gewordene Wesen ihres Bodens." Und wenn auch der Mensch, gemäß seinem Begriffe als zusammengefaßte Natur oder als Organismus, in welchem alle anderen Organismen gleich- sam wie iu einem Brennpunkte vereinigt zu ihrer Erfüllung kommen, und gemäß seiner Bestimmung, die Natur zu verklären und den Erdboden mit in den Prozeß seiner Entwicklung hineinzuziehen, die den nnvollkommeren vegetabilischen und animalischen Organismen gezogenen Schranken durch- bricht, terrestrische Ubiquität behauptet und den freien Geist gegen die nn- freie Natur geltend macht, demnach fähig ist, in fremden Erdgürteln sich zu akklimatisiren und die Kultur seiner Heimat zugleich mit zu verpflanzen: so ändert sich doch bald unter dem fremden Himmel seine Lebensweise, und die Kultur seiner Nachkommen wird fremde Formen und Farben annehmen. Sogar kirchliche und bürgerliche Einrichtungen vermögen kaum, den klima- tischen Einflüssen zu entgehen. Welcher geographische Lehrer wird nun seine Vorträge nicht mit Hin- Weisungen aus solche geschichtliche Erfahrungen anziehender und fruchtbringen- der machen wollen? Wer könnte den Gegensatz, worin die jetzige Verödung und Uubedeutsamkeit mancher Länder mit ihrer ehemaligen Blüte und Wich- tigkeit steht, unberührt und für die Bildung feiner Zöglinge unbenutzt laffeu? Ganz natürlich heben sich deshalb die herrlichen Bilder alter Zeit, wie unter andern die syrische Küste und das Nilland, Hellas und Italien sie darbieten, nicht bloß im geschichtlichen, sondern auch im geographischen Unterrichte hervor. Und umgekehrt werden wir, wenn die Karte vom heu- tigert aufblühenden Amerika vor uns liegt, an die Zeiten seiner Entdeckung erinnert, und uuwillkürkich zu Vergleichungeu der Gegenwart mit der Ver-
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