1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Vorbegriffe.
drittel rechte erkennen lernt, wonach sich dann die Größe der andern
leichter benrtheilen läßt.
Die Schüler mögen sehen, wie sich ihr eigner Fuß oder Schuh zum Maßstabe
verhält, um wieviel ihr eigner Schritt kleiner als ein Maßschritt ist, der aus zwei Fuß
besteht. Daran knüpft sich das ungefähre Ausmessen größerer Längen, z. B. einer
Hecke, eines Stück Wegs, u. s. w. Man messe nämlich die Länge eines gewissen Wegs
mit der Schnur, gehe ihn dann in gewöhnlichem Gange hin und zähle seine Schritte.
Geschieht dies öfters, so kann man ziemlich genau wissen, wieviel Fuß oder Meter ein
längerer Weg beträgt, den man gemacht hat. — Auch läßt sich das Auge im Schätzen
von Entfernungen üben. Man sei nur aufmerksam darauf, in welchem Abstände man
die Fenster oder Thüren eines Hauses, das Schreiren eines Menschen, Kleiderfarben,
Gesichtszüge n. a. m. erkennen kann. Haben wir daher gehörige Erfahrung, so wer-
den wir leicht beim Anblick eines entfernten Gegenstandes seine Weite von uns schätzen
können. Augen von mittlerer Schärfe unterscheiden z. B. aus 1000 Schritt die Beine
einer Kompagnie Soldaten, aus 300 die Gesichter und auf 150 die Augen darin.
§. 23. Bon der Linienmessung.
Auf dem Papier werden die geraden Linien mittels Maßstab und dem
Hand- oder Stangenzirkel gemessen. Auf dem Felde mißt man sie mit
Hilfe der einfachen oder der doppelten Klafter, oder auch mit der
Meßleine oder Meßkette.
Dem Messen der Linie geht das Bezeichnen ihrer Endpunkte mittels
senkrecht in den Boden eingesteckter Visirstäbe*) voraus, zwischen die man
nötigenfalls noch mehrere Visirstäbe einpflanzt, um die Richtung der Linie
gehörig einhalten zu können. Ist die Linie gehörig ausgesteckt, so wird
ihre Länge mit Hilfe der Meßstange, deren man in der Regel sich zwei
anschafft und beide mit verschiedenem Oelfarbanstrich versieht, auf folgende
Art bestimmt.
Die eine Meßstange legt man nach dem Augenmaße in die Richtung
der zu messenden Geraden, bei dem einen ihrer Endpunkte beginnend, und
bringt das Ende der Meßstange, durch Vor- und Rückwärtsschiebeu in der
ihr gegebenen anfänglichen Richtung, über den Endpunkt der gradeu Linie
oder an die Mitte des diesen Endpunkt bezeichnenden Absteckstabes. Hier-
aus wird die zweite Meßstange vor die bereits liegende in die Richtung
der Linie gebracht, und sanft an das Ende der erstern angeschoben, und
alsdann ruhig liegen gelassen. Die zuerst gelegte Meßstange wird vor-
sichtig hinweggenommen und an das andere Ende der zweiten Stange ge-
bracht, daselbst in die Linie eingerichtet und an die noch liegende Stange
*) Die Visirstäbe sind 2—4 m. lang, 3—5 cm. dick und in der Regel mit
abwechselnden Farben, z. B. weiß und roth angestrichen. Das untere Ende des Stabes
ist mit einer eisernen Spitze versehen, um ihn sicherer in den Boden stecken zu können.