1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mittel-Europa.
über die hochliegende Umgegend erheben sie sich nur 100-160 m. Höher ist der
Wetzstein, westlich von den genannten 828 m.; der Döbra am südöstlichen Beginne des
Plateaus hat 801 m. Auf dem breiten Rücken zieht das ganze Gebirg entlang ein
befahrbarer Weg, die alte Grenzlinie zwischen Franken und Thüringen, Rennsteig
oder Renn weg, d. i. Rainweg, Grenzweg genannt, wo Steine als Mark- oder
Landgrenze hie und da noch aus alter Zeit aufgehäuft liegen.
D. 5. Thüringerwald.
Wo die Jtz (zum Main gehörig) entspringt, geht der Frankenwald in
den Thüringerwald über. Es erhebt sich zugleich die Kuppe des Bleßbergs,
von wo der schmale 650—800 m. hohe Kamm des Gebirgs in uordw. Rich-
tuug 12 Meilen lang bis zur Umgegend von Eisenach zieht und da endet,
wo die kleine Hörsel in die Werra fließt. Die Werra, eine von den
Weserquellen, die am südlichen Beginn des Gebirgs entspringt, begleitet es
zur linken Seite. Der Abfall ist also gegen diesen Fluß am kürzesten,
aber nicht am tiefsten, weil das Thal desselben hoch liegt. Tiefer ist der
Abfall an der No.-Seite, grade wie beim Frankenwalde. Auch führt der-
selbe Grenzweg auf dem Kamme des Thüringerwaldes hin.
Die Hauptmasse des Gebirgs ist Porphyr und Sandstein, woraus öfter,
z. B. bei Ilmenau, Granit ragt. Nadelholz herrscht vor und gibt den
meisten Stellen einen düstergrünen schwärzlichen Anstrich; doch sind die
Hänge der anfangs engen, dann ausgeweiteten Seitenthäler häufig mit
schönem Laubwald bewachsen, während Wiesengrund die rieselnden Bäche
einfaßt. Der nördliche Theil vom Jnselberg bis Eisenach hat Laubwald.
Die höchste Kuppe, der mit Tauueu und Fichten bestandene Beerberg
hat 995 m. (3063') Seehöhe, aber nur 162 m. relative Erhebung. Bon
ihm ist nur durch eine finstere Schlucht der kahle Schneekopf 988 vi. ge-
schieden, an dessen Hängen die zur Saale gehörigen Gera und Ilm ent-
springen. Nahe dabei der Finsterberg 955 m. Der Bleßberg, in dessen
Nähe außer der Werra und Jtz noch die zur Saale gehörige Sch w arza
hervorquillt, 866 m. Seitwärts vom Hauptrücken nach der Werra hin
hebt sich unter andern noch der Basaltberg Dolmar 743 m. mit baum-
loser Kuppe und schöner Aussicht, und auf der andern Seite unweit Jl-
menan der Kükelhahu 861 m.
Die ergötzlichste Aussicht gewährt in der nördlichen Hälfte des Zuges die abge-
rundete kahle Kuppe des Juselbergs 927 m., dessen Gestein röthlichbrauuer Thon-
Porphyr, durchzogen von Feldspath und Quarz. Oben ist ein Haus zur Bewirthuug,
von wo man zunächst zwar nur die bewaldeten Höhen und Tiefen des Bergwaldes
um sich sieht, in der Ferne aber südwestlich die hohe Rhön, nordwestlich den Meisner
bei Kassel, nördlich sogar den Harz und rechts den Kiffhäuser (bei Fraukenhausen) er--