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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 88

1874 - Mainz : Kunze
88 Mittel-Europa. davon steht ein Gasthaus mit einer Thurmwarte, um zu übernachten und der weiten Aussicht zu genießen. Die Weite der Aussicht hat 17 Meileu im Halbmesser, also das Doppelte im Durchmesser. Man sieht in dämmernder Ferne die Städte Magdeburg, Brauuschweig und Hannover. Die Elbe vermuthet man in einem seinen Silberstreif am Horizonte. Gegen S. liegen Hunderte von Gipfeln, dunkle Tannenwälder und zwischenschimmernde grüne Gebirgswieseu. Heber die ganze Harzbreite hinweg sieht man bis zum Schlosse von Gotha und zum Herknles bei Kassel. Nur fehlt in der nächsten Umgebung ein bedeutender Wasserspiegel, Strom oder See. Vom Brocken- haus südöstl. ist nur 1/i M. zur kahlen Granitkuppe Heiurichshohe, und ebenfalls nicht weit zu den Hirschhörnern oder Felsspitzen des Königsberges, 77 m. unter dem Horizont des Brockenhauses. — Im Unterharz sind die bedeutendsten Gipfel der granitne Ramberg (Bicrorshöhe) bei Mägdespruug und der Auerberg (Josephs- höhe) bei Stollberg. Ungeachtet mehrerer kleinen Flüsse hat das Gebirg doch keine Wasserfülle; wenig- stens vom Oberharz kann man sagen, daß er ärmer an lebendigen Wassern sei als andere Gebirge Deutschlands; man trifft dort 2—3 Stunden weit keinen Quell an. Deshalb ist nur in den sanfteren Schluchten und Thalungen guter Graswuchs, Die Herden der Harzdörfer weiden zwischen den Wäldern an Berghängen und auf niederen Kuppen, aber auf höheren Kuppen ists öde. Sieh Jucht belebt im allgemeinen das Gebirg weniger, als z. B. manche Alpengegenden, obschon hie und da das Schellen- gelänte der Bergkühe den Wanderer erfreut, treffliche Milch ihn erquickt, und in den nächsten Nachbarlaudeu die kleinen Harzkäse beliebt sind. Die größten Reichthümer des Harzes bestehen in Metallen, welche durch den Bergbau zu Tage gefördert, in Schmelzhütten geschieden, in Hammerwerken und Fabriken verarbeitet werden. Berg- bau und Hüttenwesen erstreckt sich aber nicht wie Biehhütung und Milchwirthschast über ein ganzes Gebirg, sondern sammelt die Thätigkeit der Menschen mir an einzel- nen Stellen. Daher ists oft so einsam auf dem düsteren Harze. Wie einsam, schauer- lich und durch wilde Thiere gefahrvoll muß es vor 1000 Jahren gewesen sein, ehe das Herausfördern und Verarbeiten der Metalle Anlaß zu Errichtung von Dörfern und Städten gab. Dies geschah erst, als die Herzoge der Sachsen zugleich Könige über ganz Deutschland waren. Der erste unter ihnen, Heinrich der Finkler, ein tapfe- rer, edelmüthiger und volksfreundlicher Herr, hat sich den Namen Städlegründer er- worbeu. Er zog waffenfähige Männer vom Land in die kleinen Orte Sachsens und Thüringens, die er zum Schutz gegen die damals Deutschland bedrohenden Ungarn oder Magyaren mit Mauern und Thürmen umgeben ließ, und so erhoben sich viele Städte, andern deutschen Ländern zum Muster. Zu diesen gehört Quedlinburg (nahe der Gegend der Roßtrappe), wo Heinrich begraben liegt. In einer der Vor- städte zeigt man den Finkenherd, ans dem nach der Sage dem mit Vogelfang beschäf- tigten Sachsenherzoge die deutsche Köuigskrone augeboten wurde. Zur Zeit seines Soh- nes Otto des Großen ward im Rammelsberge (im Oberharz) Silber entdeckt, und die Ansbente war anfangs so bedeutend, daß Sachsen die reichste Gegend des deutschen Vaterlandes ward. Bloßes Silber macht nicht reich, aber die Thätigkeit, welche der Grubenbau anregt. Nun ward der Bergbau allmählich paßlicher betrieben, an meh-
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