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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 89

1874 - Mainz : Kunze
Gebiet der Weser. 89 reren Stellen des Gebirgs nach Erz gesucht, und Werkstätten der Betriebsamkeit ent- standen, wo es zuvor nur wilde Jagd auf Eber und Bären gab. Am Rammelsberge erblühte die Stadt Goslar, wo sich Kaiser, nicht mehr sächsischen, sondern rheinsrän- tischen Ursprungs, niederließen. Heinrich Iii. und Iv. zogen den dortigen Sitz den lachenden Gegenden am Rhein und Neckar vor. Noch erinnern daran die nahen Trümmer der kaiserl. Harzbnrg. Damals erhoben sich auch andere Schlösser auf und am Gebirg, besonders auf den milderen Vorbergen des südöstl. Unterharzes, wie Anhalt, Hohnstein, Stollberg, Mansfeld, Scharzfeld n. a., jetzt in Trümmern oder größtenteils verlassen; und die erste, welche fiel, war die kaiserl. Harzburg selbst. Heiurich Iv. ein junger, unbesonnener, leidenschaftlicher Fürst, hatte durch Unsittlichst und Härte die Sachsen so sehr beleidigt, daß sie ihn endlich vertrieben und sein Gebäude zerstörten (1073). Aber die Städte dauern, denn noch ist der Schatz im Innern der Berge nicht erschöpft. Noch sind die Gruben und Hüt- tenwerke von Andreasberg, Klausthal und Zellerfeld, Goslar, Grund und Lauterberg von stets gleicher Bedeutung; noch bewundert man bei Grund den Georg st ollen, der 10504 m. lang, an einigen Stellen 329 m. tief, die Gruben- wasser abzuführen dient, und im Selkethal (auf dem Unterharz) das Eisenwerk der wildschönen Gegend Mägdesprung, sowie nicht weit davon die Silber- und Eisen- gruben nebst Kupfer-, Eisen- und Vitriolhütten von Harzgerode. Im allgemeinen steht jedoch der Unterharz an Metallreichthnm hinter dem Oberharze zurück, ist aber milder, bevölkerter und von romantischen Thälern durchfurcht, in welche sich allsommer- lich der Schwärm der Touristen ergießt. Die mächtigen Feuer der Hochöfen, Hämmer n. s. w. verzehren eine ungeheure Menge Kohlen, weshalb in den Harzwäldern gar viele Kohlenmeiler rauchen, und die meisten Wege durchs Tannendickicht und in d en Thälern schwarz sind. Trotz des Holzverbrauches, da auch die Ofenheizung im rauhen Bergklima viel v er- langt, kann der Harzer doch Massen von Brenn- und Bauholz ins Nachbarland ver- kaufen, Pech und Theer sieden und eine ungeheure Menge Bütten voll Kienruß aus- führen. Am Fuß und an den Vorlanden des Harzes wird Flachs gebaut, mit dessen Spinnen und Weben sich viele im Winter beschäftigen. Manche nähren sich auch durch Verfertigung von Zündhölzern, Körben, Eimern, Bütten, Znbern, Käfigen und anderm Holzgeschirr, und in Klausthal wird jetzt auch das künstliche Holzschnitzeu gelehrt, wie im Schwarzwald und in den Alpen getrieben wird; manche fangen Vögel zum Verkauf (Andreasberg) und sammeln die Beeren des Waldes und isländische? Moos, nm sie in den Ebenen der Nachbarschaft feil zu bieten. Denn kömmt auch viel Erz aus dem Schöße der Erde, so werden doch Bergleute und das Volk des Gebirgs nicht reich davon. Grubenbau und Hüttenwerke fordern Kapitalien zur Anlage, die nur die Gutsherrn und reichen Kaufleute in den weiteren Thälern und seitab liegenden Städten besitzen; ja die Hauptbergwerke gehören den Regierungen. Wer also mit eignen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, hämmert, der hat die Mühe und nicht den Ertrag, mag er nun Silber oder Gold, oder Eisen und Kupfer zu Tag bringen. Doch freut ihn gute Ausbeute, als wäre sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden. Die Be- wohner des Oberharzes sind seit alter Zeit Kolonisten aus dem Fränkischen und sprechen
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