1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mittt el- Europ a.
lang ihnen verblieben ist. — Unweit von diesem Schlachtfelde sind die^Ufer der
Katzbach, wo sie mit dem Flüßchen wüthende Neiße sich vereint, durch den Sieg
Blüchers über das französische Heer Macdonalds berühmt geworden den 26. August 1813;
es wurden 17,000 Franzosen gefangen und 101 Kanone erbeutet. - Bei Molwitz
unweit Brieg trat Friedrich Ii. znm erstenmal als Feldherr auf 1741, und bei Leu-
theu, etwas uordwestl. von Breslau, erfocht er 1757 einen seiner größten Siege.
§♦ 4. Untere Hälfte des Odergebietes.
Bei Grünberg und Züllichau ist noch Gehügel; ja einige Stunden
nordöstl. bei Bombst gedeiht an den Höhen noch die Rebe, doch kümmerlich;
abwärts aber ist wahres norddeutsches Flachland. In den Niederungen der
Oder und ihrer Nebenflüsse breitet sich Wiese und Sumpf, abwechselnd mit
Fruchtfeldern; feitwärts ist mehr und minder fandiger Boden, mittelmäßiger
Anbau, häufig Haide, Wald und Seen. So gehts durch die untere
Lau fitz und Mark Brandenburg. Gegen die Seeküste, nämlich in
Pommern, ändert sich diese Beschaffenheit nur darin, daß zwischen Bruch
und Haide größere Strecken fettern Lehmbodens hinziehen. Pommern
wird dadurch zu eiuem Lande, das vieles Obst, uuch Getreide zu eigenem
Bedarf und zur Ausfuhr baut; die pommersche Gänsezucht ist berühmt.
Nur können sich die Marschen des Odergebietes weder an Größe noch an
Fruchtbarkeit mit denen an der Elbe- und Wesermündung messen, wogegen
auch die Moore Pommerns nicht solche Ausdehnung haben. Die Erhe-
bungen des Bodens sind gering; den pommerschen Hügel Gollenberg bei
Köslin nennt man einen Berg, er ist nur 143 in., und die fandigen Hügel
oder Dünen an der Küste find kaum fo hoch. Nur auf der Jufel Rügen
zeigt die Natur wieder das Reizende und Malerische einer kleinen Berg-
gegend, verbunden mit dem erhabenen Anblick des Meeres.
Rügen ist 20 Q.-Mln- groß, hat über 46,000 Eiuw. und ist durch dm nur
^/»Stunde breiten Gellen vom Festlaude getrennt; das Meer hat sich vielfach hinein-
gebuchtet (Bodden oder Wieke, deren größter, der Jasmunder Boddeu, die Halbinseln
Jasmnnd und Wittow vom Kerne der Insel scheidet) und dadurch größere und kleinere
Halbinseln gebildet, die znweilen nur durch schmale Laudeugeu in Zusammenhang
stehen. Einige Theile der Insel haben sumpfige Stellen und Ueberfluß au Saud und
Feuersteinen, andere erfreuen sich schön gestalteter Felsen, üppiger Buchenwälder, grüner
Hügel und lacheuder Fluren, vorzüglich Jasmund und Wittow. Da nährt sich der
Bauer reichlich durch Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Der nördlichste Punkt der
Insel ist das Vorgebirg Arko na auf Wittow (slavisch: urkan — am Ende), eine
jäh abstürzende, 55 m. hohe kreidegraue Lehmwand, in deren Nähe seit 1826 ein
Lenchtthurm den zahllosen Strauduugeu an diesen Küsten voll Klippen und Untiefen
Einhalt thut; Arkona ist von herrlicher Aussicht und dem Freunde der Völkergeschichte
wichtig, da hier bis 1163 eine gleichnamige Feste der Wenden und der Tempel ihres