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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 180

1874 - Mainz : Kunze
180 Mittel-Europa. ist, weshalb es in seinem Innern sich etwas zu dehnen' und den Biegungen seines Thals zu folgen vermag. Der Druck der Schwere von oben wirkt natürlich dazu mit, und würde noch stärker wirken, wenn das Eis nicht zugleich fest und starr wäre, und zwar so fest, daß es an manchen Stellen», besonders bei Thalwendungen, größere Spalten reißt. Die Bewegung des Gletschers ist, weil das Eis an den Felswänden des Thals sich reibt, min--^ der langsam in der Mitte, als an den Seiten. Man hat mehrmals eine grade Linie von Stäben quer über den Gletscher einge- schlagen und jedesmal im nächsten Sommer gefunden, daß die grade Linie zur bogen- förmigen geworden, die Krümmung thalab gerichtet. Mit dem Eise, worauf sie liegt, rückt denn auch die Mittelmoräne ein wenig schneller vorwärts, als die Gandecken, doch für den Beschauer ebenso unmerklich; z. B. der Pasterzengletscher am Großglockner im Durchschnitt täglich nur l1/? cm., der mächtige Unteraargletscher 3 cm., und es ist ungefähr zu berechnen, wie viel Zeit sein Eis zu der Fahrt vom obern Beginn bis zum untern Ende braucht, wenn man weiß, daß er 1 Meile, mit der Firnmulde fast 2 Meilen lang ist; andere rücken viel rascher fort, mit einer Geschwindigkeit bis zu 77 cm. deu Tag. (Balmats Messungen unterm Mcmtcmvert). Der llnleraargletscher hat eine Breite von 78 bis Y4 M eile und soll 259 m. dick sein. Dem Rosegg in der Berninakette schreibt man eine Dicke von 188 m., dem vereinigten Lauter- und Finsteraar-' Gletscher eine von 350 m. zu. Was die Länge großer Gletscher betrifft, so ist der Morteratsch- oder Berninagletscher von gleicher Länge, wie der Unteraargletscher, der große Aletsch aber übertrifft sie alle, er ist 2.y« Min., ja mit der Firnmulde 3*/3 Mln. Die Firn- und Gletschermasse in den Beruer Alpen wird auf 15 Q.-M. geschätzt. Was sonst Bemerkenswerthes von ihrer Oberfläche, von den Gletschertischen, von dem graublauen Schimmer in den Spalten, vom Ausflußgewölbe, über die frühere Ausdehnung der Alpengletscher :c. zu sagen wäre, übergehen wir als zu weit führend; doch sei wenigstens auf die sorgfältigen und scharfsinnigen Untersuchungen und Auf- schlüsse über die gesammte Natur der Gletscher hingewiesen, wie sie in Tyndalls Werk: The glaciers of tke Alps 18g0 und in Heers Urwelt der Schweiz nieder- gelegt sind. Auch der unterhalb eiues großen Gletschers und oft weit vou ihm ent- fernt im Thal liegenden Felsblöcke, denen man es ansieht, wie sie auf der laugen Fahrt mit dem Gletscher sich an den Felswänden oder auf der Sohle des Gletscher- bettes geschliffen und geritzt habeu, sei hier nur kurz erwähnt. Das Räthselhafte dieser erratischen Blöcke, die man sogar am Jura, im Kanton Zürich und in der baierischen Hochebene antrifft, wird später im Kapitel über die Erdrinde be- sprachen werden. d. Blicke von und nach den Alpen. Die Seeu. — Natürlich herrscht in der obern Alpenwelt neben den himmelhohen Hörnern und schroffen Abgründen eine schauerliche Stille; rings umher nur Eis und Firn oder nackter starrer Fels, nirgend Lebendiges, wenn nicht etwa ein Murmelthier pfeift, eine flüchtige Gemse in der Ferne erscheint, ein Adler in der Höhe vorüberschießt, oder ein Schmetterling vom Winde in die Eis-
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