1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mittel-Europa.
§♦ 7. Mittelrheinisches Gebiet
mit den Nebenflüssen Main und Mosel. Tiefebenen finden sich hier wenige;
selbst die am untern Main ist nur als kleine Fortsetzung der oberrheinischen
zu betrachten. Fast alles ist entweder sanfteres Hügelland, oder bergiges
im Durchschnitt 300 bis 500 m. hohes Plateau, mit mehr oder weniger
vorragenden Kuppen. Das Hügelland finden wir besonders im Maingebiete
und an der obern Mosel westwärts von den Vogesen. Am meisten gebirgig,
links über die mittlere Maas hinaus und rechts bis zur Eder und Diemel,
ist der große Landstrich, der inmitten vom Rheinstrom, quer von Westen
her von Mosel und Ahr, von Osten her von Lahn, Sieg und Ruhr durch-
schnitten, im Süden von Main, Rhein und Nahe, im Norden von der Lippe
begrenzt wird und seines vorherrschenden Gesteins wegen rheinisches Grau-
wacken- und Schiefergebirg heißt. — Sehr verschieden ist also das mittel-
rheinische vom oberrheinischen Gebiete, außer daß die weite Maingegend in
Annehmlichkeit und Fruchtbarkeit mit der am Neckar, so wie die Landschaft
von Wiesbaden bis über Rüdesheim hinaus mit der Westseite des Schwarz-
Walds um den Vorrang streiten kann. Der Strom selbst aber, der sich als
Oberrhein in flacher unschöner Umgebung hinwindet, erhält erst bei Mainz
und mehr noch bei Bingen an der Mündung der Nahe jene Herrlichkeit,
die ihn zum ersehnten Reiseziele aller Freunde der schönen Natur macht.
Der H n n s r ü ck
d. h. Hochrücken, bildet ein im Durchschnitt 450 m. hohes, häufig von Quarz unter-
brochenes Grauwackcnplatean zwischen Rhein, Nahe und Mosel, das namentlich im
Sw. höher gehobene dunkle Waldhöhen besitzt. Hier ragt im Hochwald der Wald-
erbeskops, Nw. von Birkenfeld, 820 m. (2526') über dem Nordseespiegel; in N£X
Richtung schließt sich daran der Rücken des Idar Waldes mit dem 735 m. hohen
Idarkops. Links der untern Nahe der lützel (kleine) und der große Soonwald
(wo der Schanzenkops), der südl. gegen Kreuznach und Bingen abfallt, während er
nördl. in hohe von Thälern durchschnittene Landrücken sich ausweitet, deren Klima
ziemlich kalt und der Pflanzenwelt wenig geneigt ist. Da hier der Rhein auf der
12 St. langen Strecke von Bingen bis Coblenz zw. dem westl. und östl. Flügel des
Schiefergebirgs sich seinen Weg bahnte, fällt das Hochland des Hnnsrücks in herrlichen
Bergen und Felsen hart ans Ufer ab. Diese Abhänge, wie die an der Nahe und
häufig an der wunderlich gekrümmten Mosel, bieten der Sonne so köstliche Schrägflächen
und fruchtbare Erdspalten dar, daß sie reich an stattlichen Fruchtbäumen und Wein-
gärten sind. Der ganz rauhe Hunsriick ist auf diese Weise an seinen scharfen Kanten
fast überall mit herrlichen und gesegneten Gegenden eingefaßt. Uebrigens zu merken,
daß alles Land umher zu beideu Seiten der Mosel, Saar, Nahe und Blies hochwellen-
förmig ist, woraus manche schöne Kuppe hervorragt, z. B. der Wehelberg nordöstl.
von St. Wendel. Im Südwesten des Hnnsrück das 12 M. lange und 4 M. breite