1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mittel-Europa.
Zwischen Thrazien und Bulgarien, endigt am schwarzen Meere mit dem
Borgebirg Emineh, und ist bewaldet, quellenreich, zerrissen, voll Schluchten.
Der Balkan läßt sich deshalb gleicht vertheidigen. Hauptpässe außer dem
Trajausthor: der Tschipka-Paß nach Kasanlik, und der von Schumia
nach Aidos. Bulgarien liegt wie eine sanft gehügelte Platte vom Fuß der
Vorberge zur Donau hin, doch so, daß das Südufer des großen Stroms
10 und mehr m. hoch bleibt, während das andere Walachische User flach und
sumpfig und weit weniger bewohnt ist. Es läßt sich also auch die Donau von
türkischer Seite gut vertheidigen. — In gerader Linie ist Orsowa von
Presbnrg 77 Mln. entfernt; das K arpathengebirg aber, das von einem
Ende dieser Linie bis zum andern in weitem Bogen Siebenbürgen und
Ungarn umzieht, hat, kleinere Windungen abgerechnet, über 180 Mln. Länge.
Es ist vielästig, doch mehr nach innen als nach außen, und am meisten in
So., nämlich in Siebenbürgen, und im Nw., nämlich in den Obergebieten
der Flüsse Waag, Gran, Donajee und Poprad. Der lange Zug läßt sich
von Orsowa aus so abtheilen: zuerst das 10 Mln. lange Banater
Grenzgebirge bis zum Sarka, welches mit einer Biegung nach O. zum
transs ylvanischen Hochgebirg aufsteigt, das^den40 Mln.langen Süd-
rand, dann umbiegend nach Nw. die 36 Mln. lange Hinterwand Sieben-
bürgens und die Grenze gegen das moldauische Flußgebiet des Sereth bis
zur Theißquelle und zum Gebirgsknoten des Pietrosza 2235 m. an der
Grenze der Bukowina bildet. Von dort ziehen in einem 52 Mln. langen,
nach Nw. gerichteten Zuge bis zum Poprad die Waldkarpathen als
plateauartiger, mit Fichten- und Buchenwäldern reichlich bestandener Damm
zwischen dem Donaugebiete und den sarmatischen ^Strömen Dnjestr und
und Weichsel; die Höhe des an bewaldeten Kuppen nicht armen Walles be-
trägt im allgemeinen 1000—1100 m., obgleich auch einzelne höhere Punkte
sich finden, z. B. der 2004 m. hohe Czernagora (Schwarzberg). Die Ein-
senkuug zw. Körösmezö und Jablonika (Magyarenpaß: Schwarze Theiß und
Pruth) von nur 950 m. ist einer von den Pässen, durch welche von Ost
her das Reitervolk der Magyaren ins Land kamen. Aus die Waldkarpathen
folgt das eigentliche Hauptgebirg Ungarns, die Hochkarpathen oder der
Tatra, in der Länge von O. nach W. nur 5 und in der Breite 3v-Ml.,
aber ein Gebirgsstock, der nach S. mit weiteren Bergzügen in Verbindung
steht. — Die Westkarpathen ziehen, zunächst nördlich des Tatra als
Babia Gnra, dann und vom Jablnnkapaß (633 m., Olsa-Waag) sich Sw.-
wärts wendend 'als Beskiden ins österr. Schlesien bis zum Radoscht bei
Roznau, dann S.-wärts als Weiß- oder mährisch-nugarisches Grenzgebirge
zwischen Waag und March bis Holitsch, und enden, stark bewaldet wie meist
überall, als Kleinkarpathen an dem Felsenthore von Theben (Deven).