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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 255

1874 - Mainz : Kunze
Gebiet der Donau. 255 zeichen der Stadt gesehen werden kann. Ein zweiter Thurm, der neben dem andern sich erheben sollte, ist nur halb zu Stande gekommen, gerade wie am Straßburger Münster; seit 1516 blieb die Arbeit daran liegen. Eine treffliche Büste Meister Buchsbaums sieht man im Innern der Kirche, auch ein Denkmal des Prinzen Eugen von Savoyen. Andere Denkmale stehen auf öffentlichen Plätzen, wie die Reiterstatue des edlen Kaisers Josef Ii. Höheren Kuustwerth besitzt aber das Grabmal der Erz- Herzogin Christina in der Augustinerkirche, ein Werk Canovas, von dem auch ein Theseus als Centaurensieger im Volksgarten zu sehen ist. In den Vorstädten sind die Straßen breiter und luftiger, und der adeligen Paläste gleichfalls viele; hier geschmackvolle Gär- ten, auch vorzügliche öffentliche Gebäude, namentlich das Belvedere mit der kaiserlichen Gemäldesammlung, das prächtige Münzgebäude, das polytechnische Institut mit den neuen Ausstellungssälen, das Opernhaus, das Musikvereinsgebäude:c. Die regulirte große Donau, an welcher ein zehnter Stadttheil, die „Donaustadt", bereits im Entstehen begriffen ist, wird von 4 Brücken für Eisenbahnen und Volkspassage überspannt wer- den; von diesen ist außer der älteren Nordbahnbrücke (bei Florisdorf) die im Prater bei Stadelan (760 in. lang) bereits fertig. Der Prater auf Donau-Aulaud ist ein großer Lustwald von Laubholz mit prächtigen Alleen, Wildgehege, Fasanerie, Kaffee- und Weinhäusern und Volksbelustiguugen. Der früher gleichem Zwecke dienende Augarten ist nur am 1. Mai vielbesucht; die Brigittenan ist zu einer Art Vorstadt geworden. — Viele tausend Menschen beschäftigen sich in Fabriken und Manufakturen verschiedener Art, wie auch mit Handel, denn Wien ist die größte Fabrikstadt des Reichs und Mit- telpuukt des österreich. Handels, der jetzt durch Dampfschifffahrt und Eifeubahnen unge- mein befördert wird. Unter den Künsten ist die zu Wien am meisten geliebte die Musik; sie wurde dort im vorigen Jahrhundert durch I. Haydn (geb. 1732 zu Rohrau an der Leitha) und durch Mozart (geb. zu Salzburg 1756) sehr gefördert. Ueber die Umgegend Wiens siehe oben Seite 59. Gleich andern Städten an der Donau war auch Wien ein römischer Grenzplatz, und theilte deren Schicksale in der verheerenden Zeit der Völkerzüge, bis es wieder ein Grenzplatz, aber des deutschen Reiches, wurde und sich zum Hauptorte der Mark Oester- reich erhob. In glücklicher Stunde hatte Kaiser Otto Ii. einem Grafen von Baden- berg das Markgrafen-Amt übertragen, das sich 264 Jahre ehrenvoll, zuletzt mit dem Herzogstitel, iu derselben Familie erhielt. Dem Wiener, dem Oesterreicher überhaupt, kann die Erinnerung an die Babenberger noch immer lieb sein. Es war die tüchtigste Zeit des Mittelalters, der deutsche Name damals gefürchtet und geehrt, der deutsche Adel durch ritterliche Sitten und durch Liebe zur Poesie ausgezeichnet, und in beidem wett- eiferten Oesterreich und Steiermark mit dem übrigen Deutschland. Aber auch die Bür- gerschaft rührte sich im Handel und Gewerb, kräftigte sich durch Einrichtung von Zünf- ten und Führung von Waffen, erwarb sich wichtige Gerechtsame und fühlte sich bei wachsender Zahl und blühendem Wohlstand stark genug, das Errungene hinter Mauern und Thürmen zu vertheidigen. Selbst das Höchste, wonach ein bürgerliches Gemein- Wesen im Mittelalter streben konnte, die Reichsfreiheit, wäre den Wienern beinahe zu Theil geworden. Schon hatte Kaiser Friedrich Ii., der Hohenstaufe, sie damit beschenkt, als mit dem plötzlichen Tode Herzog Friedrichs des Streitbaren (er fiel 1246 in der
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