1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Erde als Weltkörper. 281
Mbildung des himmlischen Thierkreises in Stein aufstellten. Zu genaueren Beobach-
tungen fehlte es aber an Instrumenten', und zur Erklärung des Beobachteten, wenn
nicht an mathematischen Kenntnissen, doch an deren Anwendung; und so begnügte man
sich lange Zeit mit bloßen Vermuthungen. Erst nach dem Jahre 300 v. Chr., als
König Ptolemäus Lagi eine griechische Akademie mit Bibliothek und Mn-
seen in Alexandria gestiftet hatte und die bedeutendsten Gelehrten dorthin berief,
begann auch die Sterukuude zur Wissenschaft zu werden. Zweckmäßige Instrumente
freilich noch keine Fernrohre) wurden erfunden, schwierige Messungen ausgeführt, und
rasche Fortschritte waren die Folgen davon. Drei Männer zeichneten sich vor allen auf
diesem Gebiete aus: Aristarch aus Samos um das Jahr 264, Eratosthenes ans
Cyrene 236, und Hipparch aus Nicäa 150 v. Chr. Der letztere gilt als größter
Astronom des Alterthums, dem die andern indes vorgearbeitet hatten. Von dem was
sie erforschten sei hier nnr erwähnt, daß sie zu der Gewißheit kamen, der Erdkörper
drehe sich täglich um je ine Axe und umkreise jährlich die weit größere Sonne und zwar
in der schiefliegenden Ekliptik. Als das griechisch-ägyptische Reich zerrüttet wurde und
zuletzt den Römern erlag nud als die Pflege der Wissenschaften dadnrch aufhörte, ging
anch jene wichtige Wahrheit verloren. Claudius Ptolemäus aus Pelusinm, ein
sonst berühmter Geograph, ums Iahe 350 nach Chr. Geb., lehrte wieder das Verblei-
den der Erde auf gleicher Stelle, und daß sich außer dem Monde Merkur, Venus, Sonne,
Mars, Jupiter und Saturn in kreisförmigen Bahnen um sie dreheten. Dies ptole-
mäische System erhielt sich 14 Jahrhunderte hindurch, so lange die wissenschaftliche
Nacht des Mittelalters dauerte, iu Ausehen, bis es im Beginn der neueren Zeit der
endlich wiedererwachten Astronomie nicht widerstehen konnte und von Kopernikus
so umgeändert wurde, daß nicht viel mehr davon blieb, als die allgemeinen älteren Be-
griffe vom Wandel und verschiedenen Abstand der Planeten,
§♦ 2. Rundung der Erde.
Der Begriff von der Kugelform des Erdkörpers beruht auf verschie-
denen Gründen. Die man am leichtesten faßt, die auch im Alterthum zu-
erst Zweifel an der Teller- und Würfelgestalt erregten, sind folgende:
1) Auf der See, wo die Aussicht so weit ist, als das Auge trägt, gewahrt
man die Spitzen ferner Berge eher als ihre Mitte, und diese eher als ihren
Fuß, was allerdings noch nicht die Kugelgestalt der Erde, aber doch eine
Wölbung der Fläche beweist, über die man hinfährt. Diese Wahrnehmung
machten schon die griech. Schiffer in der Nähe Siziliens mit dem Aetna.
2) der (natürliche) Horizont (Kimm), d. h. die Begrenzungslinie des auf
einmal sichtbaren Theiles der Erdoberfläche, erscheint überall da, wo nicht
Unebenheiten derselben ihm eine unregelmäßige Gestalt geben, kreisrund,
und je höher unser Standpunkt, desto größer ist die uns umgebende Ebene,
was beides nur der Fall sein kann, wenn die Erde eine Kugel ist. 3) der
Polarstern, der allein unter allen Gestirnen fast unbeweglich erscheint, erhebt