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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 288

1874 - Mainz : Kunze
288 Die Erde als Weltkörper. überließ der Sonne das ihr gebührende Recht, Mittelpunkt all der Bahnen zu sein, in welchen die Planetenschaar, darunter auch die von ihrem Mond umkreiste Erde, in verschiedenen, aber fest abgegrenzten Zeiten sich umwälzt und ihrem Centralkörper, mit dem sie uranfänglich eins war, im Weltenranme folgt. Zwar ward das ko p er nikanifch e System noch vielfach angefeindet, besonders von Priestern, welche den Umlauf der Erde für antibiblisch hielten. Ein Astronom von nicht geringem Verdienst, Tycho de Brahe, versuchte deshalb ein Mittelding von ptolomäischem und kopernikanischem System aufzustellen, doch vergeblich. Der große Naturforscher Galilei wurde 1633, 90 Jahre nach Kopernikus Tode, noch als An- Hänger desselben von den Jesuiten verklagt, in den Jnquisitionskerker zu Rom geworfen und, als ein 70jähriger Greis, zum Widerruf gezwungen. Dennoch drangen die Be- hauptungen des Kopernikus durch. Ausgezeichnete Forscher bekräftigten ihre Wahrheit, indem sie einige der Naturgesetze, wouach die Welten sich bewegen, wenigstens ihren Wirkungen nach mit Glück enthüllten. Dies waren vorzüglich der Deutsche Kepler und der Engländer Newton. Andere, wie der Deutsche Herschel, machten mit Hilfe der nenerfundenen Fernröhre neue Entdeckungen und trugen auf diese Weise dazu bei, unsere Kenntnis des Sonnensystems mehr und mehr zu vervollständigen*). Keplers und Newtons Verdienste in dieser Hinsicht verhalten sich zu dem des Köper- nikns etwa so: Kopernikus fand, daß die Planeten um die Sonne kreisen, Kepler gab an, wie dies geschehe, Newton erklärte das warum. Die Bahnen der Planeten sind nämlich keine Kreise, sondern Ellipsen, und die Sonne befindet sich nicht im Centrum derselben, sondern zwar in der Apsidenlinie (großen Axe der Ellipse), aber seitwärts in einem der beiden Brennpunkte, so daß die Planeten auf ihren Bahnen bald in die Sonnennähe (Perihelinm), bald in die Sonnenferne (Aphelinm) gelangen müssen und sämmtliche Planetenbahnen nicht concentrische, sondern excentrische Kreise bilden. Das *) Kover nikns war gebürtig ans Thorn; s. o. Seite 139. In der Schrift, worin dieser wackere Forscher kurz vor seinem Tode 1543 die gefundenen Wahrheiten mittheilte, sagt er mit freudigem Bewußtsein: „In der Mitte des Ganzen thront die „Sonne; denn wer wollte ttt diesem schönsten der Tempel jene Leuchte an einem des- „seren Orte aufhängen als da, wo sie das Ganze erleuchten kann? So beherrscht die „Sonne von ihrem königlichen Thron ihre herumwandelnde Sternenfamilie. Durch „diese Anordnung habe ich eine bewnndernngswürdige Symmetrie der Welt gefunden, „und eine harmonische Verbindung der Bahnen, ihrer Bewegung und Größe nach, die „sich auf keine andere Art finden läßt." — Tycho de Brahe stammte ans dem südlichen Schweden, geb. 1546 und gest. zu Prag 1601. — Galilei 1564 zu Pisa geboren, seit seiner Kerkerhast kränklich und halb erblindet, in den letzten Lebensjahren staarblind und dennoch mit wichtigen Forschungen beschäftigt, starb zu Florenz 1642. — Kepler war ein Schwabe, geb. 1571 zu Weil in Würtemberg. Er starb als armer Mann zu Regensbnrg 1630. — Newton ward mehr im Leben geehrt und starb 85 Jahre alt zu London 1727. — Wilhelm Herschel war ein Niedersachse, geb. J738 zu Han- nover, gest. zu London 1822. — Laplace, ein Franzose, 1749 —1847, umfaßte das Sonnensystem und seine regelmäßigen Veränderungen mit analytischen Formeln, an deren Hand er zu den verschiedensten Zuständen dieses Systems gelangte: hinauf zu den fernsten Zeiten und hinab zu denen, die den Beobachtern die Znkunft entschleiern wird. — John Herschel, Sohn Wilhelms, 1792-1871, gehörte zu den jetzigen Astro- nomen ersten Ranges.
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