1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Luftmeer.
einer mittleren Jannartemperatur von — 34.4°, eine Juliwärme von -I- 16,4 o aufweist
oder daß die mittlere Temperatur der Sommermonate norwegischer Thäler, selbst noch
in Drontheim (M/-" N. Br.) zuweilen stärker ist als in einigen norddeutschen Gegen-
den, und mancher Julinachmittag einem in Mitteldeutschland gleicht. Sonst könnte
auch bei so kurzer Dauer des Sommers das Korn nicht gedeihen, das man dort
spät aussäen und früh ernten muß. —
Daß unter höherer Breite die Frühlings- und Herbstmonate dem Winter sehr
ähnlich sind und die Sommer-Temperatur sich stark davon unterscheidet, bei uns aber
Frühling und Herbst deutlich heraustreten, zeigt folgende Zusammenstellung Dront--
heims mit Frankfurt, die 13 Breitengrade ans einander liegen. Ihre mittlere Tem-
peratur ist:
Hinge nun die Temperatur ganz allein von der wechselnden Erdstellung ab, d. h.
wäre die Erdkugel völlig eben, von gleicher Beschaffenheit des Bodens, ohne Vertheiluug
von Land und Wasser, und nmgeben von einer bewegungslosen Atmosphäre, so würde
die Abnahme des Wärmegrades vom Aequator bis zu den Polen völlig regelmäßig sein,
und jeder unter demselbeu Parallel liegende Ort würde dasselbe Klima haben. So ist
es aber nicht; die regelmäßige Ab stuf un g der mittleren Temperatur gegen die höheren
Breiten hin, die man auch mathematisches Klima nennt, gilt nur als Grundlage
des wirklichen oder physischen, denn vielfache Einflüsse wirken verändernd auf die
Wärmevertheilung ein.*) Wir wollen diese aufzählen.
Mitteltemperatur eines Ortes für ein Jahr zu erfahren, muß man täglich 3 Beobach-
tnngen (morgens 6 ^nachmittags 2 k, abends 10 machen, deren arithmetisches
Mittet die Mitteltemperatur der einzelnen Tage gibt; aus deu Tagesmitteln berechnet
man die Mouatsmtttel, aus diesen die Mittet der Jahreszeiten, und aus diesen endlich
die Jahresmittel. Die heiße Zone hat viel regelmäßigere klimatische Verhältnisse als
die gemäßigten und kalten Zonen, so daß dort wenige Jahre genügen, um die Mittel-
temperatur festzustellen; bei uns hingegen weichen die Mitteltemperaturen der einzelnen
Jahre oft bedeutend von einander ab (in Mitteldeutschland bis zu 3°), so daß die Be-
obachtungeu eiue längere Reihe von Jahren fortgesetzt werden müssen, um die mitt-
lere Wärme eines Ortes bestimmen zu können.
*) Dove hat die wirklichen Durchschnittstemperaturen der Hauptparallelkreise,
also des Aequators, des Parallels von 10°, von 20° je. berechnet und dann die Frage
gestellt, ob die mittlere Wärme irgend eines Ortes von der Wärme seines Parallelkreises
oder was dasselbe ist, von der Wärme seiner geographischen Breite abweiche. Nachdem
alle Detter, deren Dnrchschnitlswärme bekannt ist, auf diese Weise untersucht waren,
fand sich, daß die Oerter in 3 Klassen zerfallen: l) in solche, deren mittlere Wärme
mit der ihrer Breite übereinstimmt; 2) in solche, welche einen Wärmeüberschuß, und
3) in solche, welche einen Wärmcmangel ausweisen. Linien, welche durch die Oerter
der 1. Klasse gelegt werden, nennt Dove thermische Normalen, und die, welche
durch die Oerter 2. und 3. Klasse gehen, Jsanomalen.
zu Frankfurt
In den 3 Wintermouaten -+- 0,68
„ „ „ Frühlingsmonaten -I- 7,89
„ „ „ Sommermonaten -+- 14,73
„ „ „ Herbstmonaten -+- 7,81
zu Drontheim.
- 4,8
—f— 1,8
-4- 16,3
-+- 4,6