1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Veränderungen an der Erdoberfläche.
man liest, daß zwischen dem Mauna Kea und Mauna Loa eine mehrere Meilen
breite Lava-Ebene sich ausdehnt und daß in dem ungeheuren Krater de? letzteren ein
glühender, auf- und abwägender Lavasee (Motu - a - weo - weo) von 500 m.
Durchmesser zu sehen ist, der dann und wann, von Gasblasen aufgetrieben, geschmolzene
Massen ausschleudert. Selbst die Auswürfe der Schlammvulkane, deren Erzeugnis
nicht in solchem Grade erhitzt ist, um glntflüssig zu werden, sind nicht unbedeutend;
indem die gespannten Gase ihres Innern sich entzünden und unter donnerndem Getöse
Heraufsahren, reißen sie eine ungeheure Flut von Wasser und Schlamm mit sich empor,
oft Steine und größere Felsblöcke in die Höhe schleudernd. So die bei Karthagena
in Südamerika, der seit 2000 Jahren bekannte Macaluba bei Agrigeut in Sicilien,
und die noch weit Heftigern auf Tam an und Kertsch zwischen dem schwarzen und
asowschen Meere, deren ansgespiene Schlammhügel an 100 m. hoch sind; dem einen
ihrer Krater, dem Knkn Oba, entquoll im Jahr 1794 ein Schlammstrom, der auf
685000 Cubikmeter geschätzt wurde, während die Erde dort 2 Tage hindurch bebte
und brennendes Gas unter starkem Donner wie hohe Feuersäulcn erschien, — Man
hatte längst, als man die Gebirge noch für uranfänglich hielt, an der Form der vulkaui»
scheu Berge erkannt, daß wenigstens diese neueren Ursprungs sein müßten. In neuerer
Zeit bestätigte es sich, als man i. I. 1759 den schon oben erwähnten Jorullo
aus einer mit Mais, Zuckerrohr und Pisang bestellten Fläche in wenigen Tagen
513 m. sich erheben sah; seine Lava war noch ini Jahr 1780 in ihren Spalten
glühend.
Wie schon im §. 27 bemerkt worden, liegen die Vnlkane in der Nähe des Meeres,
oder doch an solchen Stellen, die vormals Seen umgrenzten, wie die asiatischen am
Becken des Tarim. Im Meeresgrnnde gibt es deren auch, wovon mau sich
gelegentlich überzeugte, sei es, daß nur eiue heftige Aufwallung mit Zischen nebst Aus-
Wurf zu Tage kam oder eine feuerspeiende Insel sich erhob, die entweder von der Flut
weggespült ward, oder solche Festigkeit besaß, daß sie dauernd ihr Haupt über dem
Meeresspiegel erhalten konnte. — Im Sommer 1831 fand 8 Meilen von der sicilischen
Küste nach mehreren Erdstößen ein Ausbruch im Meere statt, au einer Stelle, wo der
Meeresgrund über 200 m. tief lag; die Aufregung in den Wellen umher war sehr
groß, Schlackenstücke und tobte Fische trieben umher, unter entsetzlichem Getöse stieg
eine Feuersäule empor, und bald gewahrte man eine schwarze Insel, die einen Krater
umschloß, aus dem große Ballen schneeweißer Dämpfe, schwarzer Schlackenmassen und
Asche, dann und wann von Blitzen durchzuckt, iu beträchtlicher Höhe auffuhreu. Von
Tag zu Tag wnchs die kleine Insel bis etwa 60 m. über den Meeresspiegel und konnte
nach einigen Wochen betreten werden, war aber nach 4 Monaten vollständig von den
Fluten wieder fortgespült. Dieselbe Erscheinung haben die Bewohner der Azoren mehr-
mals, znletzt 1811, in ihrer Nähe erlebt. Dagegen hat sich die 1796 in der Reihe
der Meuten entstandene feuerspeiende Insel Bogoschlowa bis jetzt erhalten, wahr-
scheinlich weil rings umher der ganze Meeresboden sich gehoben; deuu das zuvor tiefe
Wasser, welches Cook mit vollen Segeln durchfuhr, ist seitdem klippenvoll, seicht und
unfahrbar geworden. — Ein anderes lehrreiches Beispiel liefert die griechische Insel
Thera oder Santorin, eine der südlichsten Cykladen im ägeischen Meere. Die sichel-