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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 381

1874 - Mainz : Kunze
Veränderungen an der Erdoberfläche. 381 aus Meeresgrund beurkundet, nennt der Geolog eine Formation, und spricht daher von einer Steinkohlensormation, einer Kreideformation u. s. w. Unsre Menschheitsgeschichte theilen wir bekanntlich in gewisse Zeiträume nach Epoche machenden Ereignissen oder nach dem besondern Gepräge, das die Entwickelnngszeiten von einander unterscheidet. Werden diese Ausdrücke auf die Geschichte der Erdrinde angewendet, so muß man nur nicht an unsre kleinen Zeiträume denken, sondern an solche, die zu der numeßbar langen Daseinszeit der Erde ebenso im Verhältnis stehen, wie die geschichtlichen Zeiten zu den paar Jahrtausenden nnsers Menschendaseins. Der Niagara durchsägt mit seinem Wasserfall mindestens schon 15000 Jahre die Hochplatte zwischen dem Erie- und Ontario-See; und die Anschwemmungen des Mississippi, wo- durch dessen unteres Uferland und Delta sich gebildet, werden auf mehr als 60000 Jahre geschätzt. Doch geht eine so erstaunlich lange Stromesarbeit nur ans der gegen- wärtigen Oberfläche Nordamerikas vor sich, also im gegenwärtigen Erdzeitraume. Es kann noch 100000 Jahre dauern, bis der Schlamm des Mississippi ne Insel Euba mit dem Festlande verbindet. Man hat also für eiue ganze Formationszeit an viel größere Zahlen zu denken, und muß nicht erschrecken, wenn bloß die sogenannten Steiukohlenzeit auf Million Jahre berechnet wird und kein Geolog daran zweifelt, daß seitdem mehr als acht Millionen verflossen sind. Oesters hat eine Senkung bis unter den Meeresspiegel Erdstriche, die weit von eine ander entfernt sind, zu gleicher Zeit betroffen; alsdann haben sie alle, wenn nicht die gleiche doch eine ähnliche Formation, wenigstens organische Reste, die ein gleiches Zeit- alter beurkunden. Andere Erdstriche, welche damals nicht Meeresgrund waren, ent- behren jeuer Gesteinsformation. Folglich hat auch kein Land der Erde alle uns be- kannten Formationen, sondern jedes nur einige derselben; z. B. das Land a hat die Formation I. 2. 5., das Land b die Formationen 1. 3. 4, 6.; jederzeit jedoch liegt, wie begreiflich, eine jüngere über einer älteren. Da nun kein Land alle Formationen aufzuweisen hat, so ist es oft schwierig, sie zu unterscheiden und von diesem und jenem Sand-, Schiefer-, Kalkgestein genau anzugeben, zu welcher Formation es gehöre. Hier kommen nun die organischen Reste, die in den Schichten versteinert oder in Abdrücken sich finden, dem Untersucher zu Hilfe. Diese Petrefakte, seit eiuem halben Jahrhundert znm Gegenstand vielseitigster Forschung geworden, weisen nicht bloß im allgemeinen auf die Vergangenheit zurück, sondern auf einzelne Zeiträume der Vergangenheit; sie lüften sogar etwas den dunkeln Vorhang vor gewissen Geheimnissen der Erdgeschichte. Es sind freilich meist nur Muscheln und Schueckengehäuse, Knochen, Skelette, Zähne u. s. w. Der anatomisch geübte Zoolog weiß aber aus solchen Resten auf die Gestaltung und Lebensweise der Geschöpfe zu schließen, denen sie angehörten. Da ist denn die Entdeckung gemacht worden, daß es Thierarten und außerordentlich viele gegeben, die gegenwärtig nicht mehr unter den Lebenden zu finden sind, ja was noch überraschender, daß die Fauna und Flora mancher Formation mit denen der andern Formationen fast gar nicht übereinstimmen;*) *) Eine Erscheinung, die sich freilich durch das schöne Darwinsche Gesek vom Artenwechsel auf sehr einfache Weise erklärt.
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