1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die P flanzenwelt.
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aus Eichen und Palmen gemischt; nur einige Palmarten ziehen es vor, in großen
Gruppen und Hainen, bloß mit ihresgleichen zusammen zu stehen, so die ungerade
Mauritia, und die Kokospalme als Freundin des Seenfers. — Die Palmen sind viel
gepriesen: Linns bezeichnet sie als „principes" (Fürsten), und Humboldt sprach stets
mit Wärme von der Herrlichkeit der edlen Palmen; Oken hielt indes die Magnoliaceen
für die vollkommensten Gebilde der Pflanzenwelt.
Schließlich haben wir noch als enigegengesetzt der Palme und dem Pisang die
Aloe- und Cactnsformen zu erwähnen, sie, die meistens auf Hochebenen und dürren
Landstrichen ihr Reich haben, Steif, ernst und bläulich grün stehen die Aloe formen
da, als gehörten sie zu den steinernen Sphinx-Allem der alt-ägyptischeu Thebe, manche
stammlos, andre stämmig, keine bei uns bewunderter als die mexikanische Agawe, wenn
sie — ein Ereignis in nnsern Treibhäusern — ihren Blütenschaft einem gewaltigen
Kandelaber gleich, in die Höhe treibt. Seltsamer noch ist die Familie der Cactus.
Wie diese Sonderlinge sich in Töpfen ausnehmen, sehen wir oft genng, und können
leicht denken, wie sie, bald kugelförmig, bald gegliedert, bald in Säulen aufrecht stehend
wie Orgelpfeifen, oft mastenhoch, in ihrer Heimat erscheinen, und wie dort ihre
Blumen uoch viel herrlicher leuchten. Doch nicht bloß der Blüten halber, manche sind
durch ihr unverwesliches Holz, manche durch uahrhaste Früchte, und der Melonenkaktus
durch den erquickenden Saft, den er in wasserleerer Oede dem Durstigen darbietet, von
großem Werthe.
§. 40. Verbreitung der Thiere.
An die Betrachtung der Pflanzenwelt schließt sich naturgemäß die der
Thierwelt. Die Geographie der Thiere ist jedoch schwieriger darzustellen
als die der Pflanzen, da die Verhältnisse der Thiere zur Erdoberfläche,
bei ihrer Fähigkeit sich von Ort und Stelle zu bewegen, weniger fixirt
werden können. Auf der Freiheit der Bewegung beruht ja vornehmlich
der Unterschied zwischen Thier und Pflanze. „Die Pflanze ist ein zwischen
Sonne und Erde gespannter Organismus, der, von der Sonne hervor-
gelockt, dem Lichte entgegenwächst, von der Erde aber festgehalten wird; sie
entfaltet ihre Organe nach außen, nach dem planetarischen Centrum hin
und bewegt sich nur, indem sie wächst und vom Lichte gereizt wird. Das
Thier dagegen ist ein von der Erde losgerissener Organismus, der sich srei
im Wasser entwickelt und der Luft entgegenwächst; es ist sür sich ein
solares Centrum geworden und entfaltet daher seine Organe nach innen —
e§ ist ein sich selbständig bewegender und empfindender Organismus"
(Goldsuß). Die Pflanzenwelt erscheint hauptsächlich von Erde, Wasser und
Lust abhängig; auf die geographische Verbreitung der Thiere dagegen
wirken viel mehr bedingende Verhältnisse ein — indem z. B. ein Thier an
gewisse Pflanzen oder an andere Thiergattungen gebunden ist und nur da