1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Arten des Menschengeschlechts.
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chinesischer Rasse. Ihr Naturell zeigt heftigste Leidenschaftlichkeit und höchst reizbares Ehr--
gefühl; dabei schildert man sie, wie sie heutzutage sind, als faul, rachsüchtig und
treulos.
Anmerk. Häufig rechnet mau noch zu den Malaien die Bewohner der
Südsee-Inseln, die jedoch von andern als eigentümlich betrachtet und mit den
Küstenbewohnern Amerikas vou Californien bis Chile als besondere polyuesische oder
oceanische Art aufgezählt werden. Verschiedenheiten der Polynesier und Malaien sind
unstreitig vorhanden, z. B. hellere Hantfarbe, größere Füße, grade Augenwinkel n. f. w.
Daß sie übrigens vor Ankunft der Europäer keine Kenntnis des Eisens hatten, die sich
doch bei den Malaien vorfand, kann keinen Grund abgeben, sie für eine eigene Rasse
zu halten; denn es wäre ja möglich, daß sie in viel früherer Zeit sich über die östlichen
Inseln verbreitet hätten, bevor noch auf den Molucken das Eisen bekannt war.
8) Die rothe Rasse. Rechnet man die ans Eismeer grenzenden Landstriche und
die westlich des Felsgebirgs gelegenen, so wie die Hochplatte Anahuak ab, so gehörte
dieser Rasse das ganze Nordamerika nebst Westindien und den Küsten Venezuelas und
Guayanas. Sie wird als groß und kräftig geschildert, mit langer Adlernase, doch
platter zurückweichender Stirn; das schwarze Haar ist lang und straff; dichte Braunen
über den kleinen, scheinbar schläfrigen Augen. Ihre Haut ist roth oder kupferfarbig,
auf den Gebirgen Heller, und riecht, wenn erhitzt, fast hundeartig. Zur Charakteristik
nordamerikanischer Wildeu gehört besonders die Eigentümlichkeit, daß sie nicht, wie
die Bewohner der Südsee, sich leicht zu europäischer Lebensart bequemen; vielmehr
begehren sie nnr Pulver und Blei und Branntwein, sonst nichts von unserer Civilisation.
Mit dem diese Rasse auszeichnenden Pflegma hängt anch ihr rasches Verschwinden nach
dem Eindringen der Europäer zusammen.
Anmerk. Auf der Westküste Nordamerikas und auf dem Anahuak scheinen Ein-
wanderungen von Nordasien statt gehabt zu haben. Humboldt wenigstens will dies
aus den etwas schiefen Augenwinkeln der Azteken (eigentliche Mexikaner) wie ans
andern Merkmaleu schließen.
9) Die Südamerikaner, d. h. mit Ausnahme der Nord- und Westküste.
Blnmenbach hat nur eine amerikanische Rasse, die er die rothe nennt; allein die
vielen Völkerschaften im Innern Südamerikas lassen sich ans keine Weise zu deu Roth-
häuten zählen. Der Kopf ist fast überall unverhältnismäßig groß und steckt zwischen
den Schultern, die Stirn ist breit, doch knapp, da der Haarwuchs nahe über den
Augenbraunen beginnt. Anch die Nase ist keineswegs schnabelartig, vielmehr platt
mit abstehenden Nüstern, und die Haut variirt zwischen lohgelb, olivenfarben und ruß-
schwarz, und geht bei einigen Völkerschaften (z. B. den Gnayakas) halb ins
Europäische über.
Die Patagouier, an Wuchs weit über den andern, haben langes dunkles Haar,
und sind schwarzbraun, obwohl unter kaltem Himmel lebend. —
Aus der Vermischuug von Personen verschiedener Rassen entstehen Mischlinge,
deren Zahl in Gebieten, wo sich verschiedene Nassen begegnen, oft so groß ist, daß
man kaum noch Individuen reiner Rasse findet. In Amerika hat man für die
Mischlinge eigene Bezeichnungen aufgestellt: Mestizen (was eigentlich allgemein