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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 408

1874 - Mainz : Kunze
408 Arten des Menschengeschlechts. würdig ist es auf jeden Fall, daß in der Kultur des Geistes nur der chinesische, semitische und indo-europäische Stamm sich ausgezeichnet haben; nur unter ihnen sind Kultur- staaten entstanden. Und wie verschieden sind wiederum diese! Den Hindns blieb trotz ihrer bilder- reichen Gedicht?, ungeheuren Tenipel und wunderlichen Philosophie doch die geschichtliche Wahrheit, die wissenschaftliche Forschung und selbst der Gedanke, daß jeder Mensch znr Ausbildung seiner Fähigkeiten geschaffen sei, völlig fremd. Der Chinese hat stets mehr Verstand und weniger Phantasie gezeigt, als der Hindu, aber seine Gewerbthätigkeit und sein Nachdenken haben ihu ebenfalls nie zur geistigen und bürgerlichen Freiheit erhoben- Er ist wie der Hindu, und wie vor alters die Anwohner des Euphrat und Nil und der phönizischen Küste, auf niedrigerer Stufe stehen geblieben, als die be- glücfteren Völker Europas. Es läßt sich freilich entgegnen, daß es die Europäer leichter hatten, als die Asiaten, deren geringere Bildung ihnen vorausging; sie traten gleich- sam aus die Schultern jeuer und konnten höher aufsteigen. Indes ist die Bildungsart der Europäer uicht bloß als eine Fortsetzung der aus Asien überkommenen zu betrachten, andern so eigentümlich , daß wir ihren Genius auch für einen eigentümlichen und von dem der asiatischen und andrer Völker sehr verschiedenen halten können. — Wie überall in der Natur, finden wir auch in der Begabung der Menschengeschlechter die wunderbarste Manchfaltigkeit. Uebrigens bemerken wir zum Schluß, daß laut unsrer Geschichtskeuntnis, die kaum 4890 Jahre umfaßt, sich die Kultur der Menschheit von Ost nach West, und zwar im gemäßigten Erdstriche, langsam fortbewegt hat. Dies geschah in gewissen Absätzen großer Zeiträume. Die älteste Kultur des Menschengeschlechts entwickelte sich wahr- scheinlich in Ost-Asien, im chinesischen Tieflande. Einen zweiten Kulturherd bildete Süd-Asien, namentlich das obere Indus- und Gaugesland. Die Ebenen am Euphrat und Tigris, sowie das Nilthal folgten. Dann erhob sich, als jene Staaten fast sämmtlich ihre Kraft verloren, die griechisch-römische Kultur; und als diese sich erschöpft und überlebt hatte, begaun durch die Ausbreitung der Lehre Jesu und durch die frische Jugendkraft der Völker unfres deutschen Stammes die jetzige europäische Kultur, die sich bereits uach Amerika fortgepflanzt hat, um wahrscheinlich in der neuen Welt noch neue der Gegenwart unbekannte Früchte zu tragen. Billigerweise nimmt deshalb auch die geographische Betrachtung der Länder und Staaten ihren Anfang mit Asien, und geh: über Afrika und Europa weiter zu den jüngst entdeckten und kolonisirten Erdtheilen. —
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