1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Asien —
die Sprachen.
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rangen ward das Parsi herrschend; seit der Ansbreitnng des Islams bildete sich mit
arabischer Beimischnng das Nenpersische, das in Vorderasien und bis Calcutta die
diplomatische Sprache ist, wie bei nns französisch. Anch die persische, wie die Sprache
der Hindns und der Chinesen, hat eine schätzbare Literatnr; — carmenisch und die
Sprachen der kleinen kankasischen Völker (Georgier, Osseten n. s. w.).
5) Semitische Sprachen, nämlich arabisch, hebräisch (fast überall, selbst in
Turkistan und China finden sich Inden) und syrisch. Wer gnt arabisch spricht, kann
ganz Nordafrika und Vorderasien bis znm Tigris bereisen. Das längst ansgestorbene
Chaldäifch gehörte mit dem Syrischen zu einem Stamme (aramäisch), so wie die
Sprache der Ph ö nizier oder Pnnier dem Hebräischen nahe verwandt war. — Die arischen
und die semitischen Sprachen bilden die entwickeltste morphologische Sprachenklasse, die fl e k-
tirende; hier wird die Beziehung an der Wnrzel selbst symbolisch bezeichnet, die
Wnrzel znm Zweck des Beziehungsansdrnckes regelmäßig verändert.
Wie au Sprache, an Farbe, Wuchs und Gesichtszügen, so sind die
Völker Asiens auch an Lebensart, Charakter und Bildung sehr verschieden;
Boden und Klima haben darauf eingewirkt. Der mit seinem Thiere fast
centaurisch verwachsene, mit und von demselben lebende nomadische
Pferdehirt auf deu Steppen denkt an keine Gewerbe und Beqnemlich-
feiten, wie z. B. der Chinese, Japaner und Hindu; der Beduin, der mit
Kamelen von Oase zu Oase zieht, muß eine andere Lebensart führen, als
der weichliche, mit allem Reichthum der Natur versehene Anwohner des
Ganges. Auf kaukasischen Bergen athmet man stärkendere Lust als an der
ungesunden heißen Küste des persischen Golfs. — Regierungsarten und
Priestergesetze haben die natürlichen Verschiedenheiten der Völker in noch
größere Gegensätze gebracht. Der kriechend höfliche Chinese ist knechtisch
vor seinen Oberen, kalt und hart gegen Untergebene, hochmüthig und ab-
stoßend gegen Fremde? der Araber dagegen, obgleich er nicht immer auf
friedlichen Kamelen Waaren verführt, sondern häufiger auf schnellen Rossen
nach Beute jagt, trägt doch sein Haupt grad auf, benimmt sich gast-
freundlich und hilfreich. Der Hindu, dessen Finger die zierlichsten
Gewebe machen, von jeher an leidenden Gehorsam gewöhnt, wurde leicht
von fremden Völkern unterjocht und scheint seit langer Zeit jeder großen
freien That unfähig. Im oft verheerten, oft gränelvoll despotisch regierten
Persien sind die Menschen so verdorben, daß von sittlichem Gefühl, von
Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe wenig zu finden ist. — Im ganzen läßt
sich behaupten, daß diejenigen Völker Asiens, deren Boden und Klima zur
Entwicklung der Geistesfähigkeit anreizte (denn in den Steppen und Wüsten
muß ewig gleiches nomadisches Hirteuleben mit gleicher Lebensweise
bleiben), schon längst die Zeit ihrer Fortbildung überlebt haben; was sie
Vorzügliches gedacht und gethan, das gehört in längst vergangene Jahr-
hunderte.
Schacht, Lchrb. d. Geographie L. Aufl. ^9