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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 456

1874 - Mainz : Kunze
456 Asien — China. heit im Handel ihre Politik, Betrug (namentlich im Verkehr mit Ausländern) ihre Tendenz, und die Summe dieser Eigenschaften ist das vielgepriesene chinesische Handels- talent. Fragt man nach der Religion Chinas, so nennt man uns den Buddhismus, der vom Himalaya bis über Peking hinaus herrsche. Der Buddhism ist indes nicht die eigentliche Staatsreligion, sondern die Volksreligion, die seit dem 3. Jahr- hundert nnsrer Zeitrechnung von Ostindien hergekommen, Tempel- und Klösterbau ver- anlaßt und so über die Länder des ungeheuren Reiches sich verbreitet, in Tibet jedoch ihren Hauptsitz hat. (S. d.). Hier nur einige Worte über den Buddhismus, wie er im eigentlichen China erscheint. Von einer Richtung zum Uebersiuulicheu ist kaum etwas daran zu bemerken; eher findet man, daß er irdischem Interesse dient, ohne sonderliche Einwirkung auf Geist und Gemüth. In den Tempeln wird täglich gebetet und ge- räuchert, wird geopfert, doch nichts Blutiges, wird Buddhas Namen (chinesisch Fo) uuzähligemal angerufen, auch Traumauslegung und Zeichendenterei getrieben. Die Priester nennt der Europäer nach einem japanischen Worte, das soviel als Priester bedeutet, Bonzen. Sie wohnen mafsenweis in Klöstern, leben von Almosen, sind unwissend (denn selten verstehen sie das Sanskrit ihrer Gebete) und weuig geachtet. Ihre Zahl im eigentlichen China wird auf eine Million angegeben. — Verschieden von den Bräuchen der Bouzeu ist der Kultus der oberu Volksklassen und Man- dar ine bis znm kaiserlichen Hofe hinauf. Bei aller äußern Achtung vorder Volksreligiou — denn der Kaiser ist ihr Schirmherr und besucht selbst zu Zeiten das prachtvolle Klosterheiligthum des Fo in seiner Hauptstadt — hält er es doch mit einem andern Kultus, wo theils die beiden Geister des Himmels und der Erde mit Dank und Bitten in Tempeln verehrt werden, theils großer Wohlthäter (z. B. des ersten Ackerbauers, des Erfinders der Seide :c.) und auch der eignen Vorfahren in Ehrfurcht gedacht wird. Dies geschieht höchst feierlich und auf die Lehreu und Hymnen des weisen Kongsntse gestützt, der vor mehr als 2409 Jahren den religiösen Glauben des Volkes zu reinigen strebte, aber als ein zu nüchterner Mann mehr auf die Polizei- liche Haudhabuug der öffentlichen Moral gewirkt hat. Eine ewig schaffende Kraft und ein ewiger Urstoff sind nach seiner Lehre die Grundlagen aller Dinge; der Himmel, die personificirte Schöpferkraft, wirkt jedoch nicht mit Willen, sondern nur durch seine Natur; nach dem Tode kehrt der Leib in seinen Urstoff, die Seele in ihre Urkraft zu- rück. Keine Priester, keine heiligen Zeiten. Kongfutses Lehre kaun das Herz nicht er- wärmen, den Geist nicht zu Idealen erheben; ihm ist die Sittlichkeit nicht das Pro- dukt geistiger Freiheit, sondern des richtig geleiteten Naturtriebes, daher die äußerlichen Tugenden oft nichts anderes als Deckmäntel unbesiegter Selbstsucht, die jedeu Vortheil erlauert. Der Altardieust in Peking steht unter Oberaufsicht des Kaisers, als Hohen- Priesters, und in den Provinzen unter den Statthaltern. Bei der Feier ist großes Ceremoniel, Gebete und Gesänge, Kniebeugung, Beugung der Stirn bis an den Boden und Opfer von Thieren, die hernach beim Festmahl verspeist werden. In schweren Zeiten, bei Dürre, Pestilenz, Kriegsunglück, sieht man den Kaiser selbst am Altare des Himmelsgeistes, wie er laut fleht angesichts einer großen Versammlung. Die Huldigung, die dem Ackerbau erzeigt wird, findet alljährlich einmal statt. Sie beginnt
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