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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 467

1874 - Mainz : Kunze
Asien — Japan. 467 zichtet und wurde so das Feudalsystem, welches Jahrhunderte lang fest eingewurzelt war, rasch abgeschafft. Der Charakter des Volkes hat viel angenehmere Seiten als der der Chinesen; sie haben nicht deren dünkelhaften, alles Fremde verachtenden Stolz, sie stehen ans höherer Stufe der Gesittung als die meisten andern Asiaten, sie sind muthig und tapfer, haben viel Sinn für Ordnung, Reinlichkeit und Nettigkeit, besitzen große Gerechtigkeitsliebe, und von ihrem entwickelten Ehrgefühl zeugt die allerdings grausame Sitte des Hara- Km (Bauchaufschlitzens). Wer die Industriearbeiten der Japaner, ihre literarischen Schätze, Schulbücher z. B, mit naturgetreuen Zeichnungen und Malereien ausgestattet, ihre den europäischen nachgeahmten Thermometer, Barometer und andre physikalische und mechanische Instrumente, Kupferstiche n. f. w. gesehen hat, ist geneigt, sie an In- telligenz über die Chinesen zu stellen. Volksuuterricht ist verbreiteter, als in gewissen europäischen Ländern, z. B. Spanien, Süditalien :c. Daß sich Japan vor 1854 noch mehr als China gegen das Ausland verschlossen hatte, ist nicht dem Einflüsse der Religion zuzuschreiben; vielmehr war es die weltliche Politik, die jeden fremden Einfluß und zwar erst in neuerer Zeit abzuhalten gesucht hatte. Bor dem 17. Jahrhundert war es nicht so; Japanesen konnten früher unge- hindert ins Ausland, man hatte die Portugiesen gastfrei aufgenommen; doch das nnbe- sonnene Benehmen dieser Europäer, vor allen der Uebermu t h, womit die Jesuiten, nachdem sie höchst geschickt sich in Japan festgesetzt und viele Proseliten gemacht, sich in die iuueru politischen Händel mischten, brachte die damals neu entstandene weltliche Oberregierung des Sioguu gegen sie in Harnisch. Im Jahr 1638 wurden Portu- giesen und Jesuiten vertrieben, das römische Kirchenthnm, wo es irgend Wurzel ge- faßt, mit Gewalt wieder ausgerottet, und nur (neben Chinesen und Koreanern) den seit 1611 am Handel teilnehmenden Holländern, deren Glaube weit friedlicher schien als der jesuitische, Zutritt an der Küste gestattet; jedoch auch den Holländern nur in dem einzigen Hafen Nangafaki anf Kinsin, und zwar unter sorgsamster Aufsicht. So stand es bis iu die neueste Zeit, und wenn anch gelehrte Japaner,' namentlich kaiser- liche Astronomen und Leibärzte, gern ein wissenschaftliches Gespräch führten, selbst Werke wie Hnselands Makrobiotik und Laplaces Mechanik des Himmels in ihre Sprache übersetzen halfen, so durfte dies doch zu keiner besondern Annäherung führen; und nur mit Lebensgefahr brachte der Deutsche P. F. Siebold, Arzt in holländischen Diensten, seine Sammlungen, die jetzt in Leyden aufgestellt sind, zu Schiffe, Daß sich nun dies Verhältnis geändert, ist bereits erwähnt. Städte: Miako oder Kioto mit 500000 23ew. sonst schön gelegene prachtvolle Resi- denz des Mikado, wo er trotz der äußern Ehren, die er selbst beim buddhistischen Volke genoß, vor der neuesten Umgestaltung der Verhältnisse ohne Machtbefugnisse sammt seinem geistlichen Hofstaate gleichsam eingesperrt leben mußte. Die Stadt, der geistige Mittel- Punkt des Reiches, hat eine hohe Schule, blühende Fabriken, viele Tempel, Klöster und Idole; ein Kolossalbild Buddhas soll 25 in. hoch seiu. Unfern davon die volkreichen Hafenstädte Osaka und Fiogo. Größer noch ist Jeddo, sonst Residenz des Sio- gun, dessen Paläste einen besonderen Stadttheil bildeten; es soll l1^ Mill. Einw. haben. Nun hat der Mikado seinen Sitz nach Jeddo verlegt. Haupthandelsstadt des Landes; mehrere Schulen mit nur deutschen Lehrern, eine deutsche Buchhandlung,
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