1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Asien
— Vorder-Jnd ien.
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Ostküstenland theilt sich ab in: Orissa, diecirkars, und Karnatik, dessen
Küste Koromandel heißt. — Die Palkstraße trennt Koromandel von der
Insel Ceylon; vor der Küste Malabar liegen die Inselgruppen der Laeca-
diven und Malediven.
Vom kühlen Himslaya bis weit in die heiße Zone sich hineinstreckend,
hat Indien verschiedene klimatische Stuseu und den manchsachsten Boden-
Wechsel; dem höchst fetten Tieflande Bengalens gegenüber liegt die schon
oben genannte Jnduswüste, die indes mit mehreren Oasen besetzt ist. Alle
3 Naturreiche bieten eine Fülle von Produkten dar. Das animalische,
nirgends aus der Erde so reich als in Indien, enthält zwar gefährliche Thiere
genug, z. B. Parder, Königstiger, Brillen- und Boaschlangen, Gaviale,
aber auch Pfauen und Fasauen, Papageien, Flamingos, Gazellen und
Schildkröten, Perlenmuscheln bei Ceylon, und besonders den nützlichen Ele-
phanten, und die Hausthiere: Ziege, Rind, Büffel, Pferd u. f. w. Auf die
Pflege des letzteren wenden die Engländer große Sorgfalt, indem sie unter
andern große Gestüte (zu Benares, Haupur, Hissar ?e., das letztere für
14000 Stück) angelegt haben. Auch die Seidenzucht Indiens ist von Be-
deutuug. — Unter den Mineralien besitzt die Halbinsel die nützlichsten
sowohl als'die theuersten. Edle Metalle allerdings sind wenig vorhanden
(Gold bei Gangpur, im Sande einiger Flüsse zc.); aber Golkonda ist wegen
seiner Diamanten altberühmt und daß die Engländer ungeheure Steinkohlen-
lager entdeckt haben, wird der tüchtigeren Betreibung des Bergbaus auf
Eiseu, Kupfer, Zink zc. zugute kommen. — Im Pflanzenreiche findet
der Botaniker die schönste Ausbeute; die Wälder liefern Tikholz zum Schiff-
bau; an Palmarten ist große Manchsaltigkeit, wie an den Handelsprodukten:
Indigo, Baumwolle, Opium (besonders auf dem Plateau von Malwa),
Zucker, Pfeffer, Zimmt (auf Ceylon) u. a. Gewürze, Tabak, Kaffee (auf
Malabar), Thee (am Fuße des Himalaya) ?c. Zur Nahrung dienen: Pi-
sang, Iams, Bataten, Mais, und in höhern Nordgegenden Weizen und
Gerste, Obst und Trauben. Reis aber ist das Hauptuahruugsmittel und
wird allein in den Niederungen Bengalens in solcher Masse gebaut, daß
ganz Vorderindien daran genug hat. Neuerdings ist auch die Kartoffel in
die nördlichen und höheren Landstriche verpflanzt worden.
Dies große, von der Natur gesegnete Land sührt allein den Namen
Indien mit Recht. Die Abendländer übertrugen ihn irrig auch auf die
Halbinsel jeuseit des Ganges und deren benachbarte Archipele, und da Co-
lnmbns auf seiner Westfahrt das ersehnte Indien in den Antillen zu finden
geglaubt, so beehrte man diese mit dem Titel Westindien, und hieß nun
das ganze südöstliche Asien Ostindien. Den Namen führt aber die vor-
dere Halbinsel nach dem Volke der Hindu (Inder), das fammt seiner