1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
530
Afrika
— das Land.
wachsene Basaltinseln umschließt und von den Bergen herab noch andere Flüsse und,
Bäche erhält. Drei Meilen nach seinem Austritt aus dem See macht der Azrek einen
13 m. tiefen Sturz und windet sich spiralförmig in einem großen Bogen, ähnlich dem
Sobat, um seinen Quellbezirk herum gen Nw. Mit gewaltigen Stürzen betritt er
endlich das niedrigere Bergland Fazogl, wo an seinen Ufern Gold gewaschen wird,
als ein breiter Fluß, der zuerst Wald- und thierreiche Landschaften, dann die Steppen-
Ebene von Sennär durchströmt, wo er von ausgedehnten, in der Regenzeit üppigen
Grasfluren begleitet wird, und vereint sich zuletzt bei der Stadt Khartüm mit dem
Bahr el Abiad oder weißen Nil. Dieser, der eigentliche Nil, hat einen längeren
Lauf (bis Khartüm bereits über 400 Mln.) und kommt weiter aus dem Süden her
(3—5° N. Br.), aus Gebieten, die von unzähligen Flußbetten durchzogen und zur
Regenzeit theilweise in ungeheure Sümpfe und seichte Seeu verwandelt werden. Als
Hauptfluß wird wohl der Bahr el Dschebel (wie die Araber sagen) oder Kir (d. i.
Fluß, wie ihn die Dinka nennen) zu gelten haben, der unter 3° N. Br. aus dem
M w u t a n (Albert Nyanza, Luta Nzige, 829 m. hoch) entspringt, beigondokoro (nahe 5°
N-Br.) noch 617 m. überm Meeresspiegel fließt, sich von danach Nw. wendet, während
ein rechter Arm, der Bahr Seras oder Giraffenfluß, sich im Gebiet der Dschangh e
oder südlichen Dinkastämme von ihm trennt, und in kürzerem Wege nordwärts fließt,
um sich später wieder mit ihm zu vereinen; außer vielen andern, in ihrem Zusammen-
hange noch nicht genau erforschten Seitengewässern (Röhl, Djau, Toudj) verstärkt
ihn von linkö her namentlich der große Djnr oder Bahr el Ghasal (Gazellenfluß),
der ein Gebiet von wenigstens 10000 Q. M. besitzt und aus deu höher gelegenen
(300—1200 m. hohen) Gegenden im Nw. des Mwntan kommt, ans den Gebieten
der von Dr. Schweiufurth zuerst besuchten und so interessant beschriebenen kanni-
balischen und doch nicht uncivilisirten Niam-Niam-Stämme — denselben Gebieten,
aus welchen Gewässer nach Sw. und W. abfließen, die sich in den Landschaften der
südl. von den N i am-Nia m wohnenden M on b uttu - Stämme zu dem Uslle
sammeln, der vielleicht der Oberlauf des Schari ist. Der Djur fließt
zuerst nördlich, dann nordöstl. und östl. und vereinigt sich, durch den Bahr el
Ar ab, seinen westlichsten Zufluß verstärkt, im See N o mit dem Kir, der nun, bei
östlichem Lanfe, auch den Seraf wieder an sich zieht und nachdem er von rechts Her-
den Sobat aufgenommen, als Bahr el Abiad (Kir e Dien der Dinka, Nim
der Schi lluk) zwischeu dem von mehreren tausend Dörfern besetzten, dicht bevölkerten*)
und wohl angebauten Lande der kriegerischen, aber unter ägyptischer Regierung stehen-
den Schilluk und dem am rechten Ufer liegenden Lande der Dinka wohl -10 Meilen
in nordöstlicher Richtung hinfließt, bis er sich nördlich wendet und Seunär von Kor-
dostn scheidet. Während im Gebiete des Kir und Djnr namentlich zur Regenzeit uu-
absehbare Sümpfe, daneben aber auch Gegenden mit kräftigster tropischer Vegetation sich
sinden, wo unter Delebpalmen Elephanten und Giraffen sich umhertreiben (am Gazellen-
fluß die reichsten Elfenbeinfelder!), breiten sich auf dieser Strecke auf beiden Ufern oft
die herrlichsten Landschaften ans, bald mächtiger Urwald, bald hochbegrasete Fläche mit
*) Nach Dr. Schweinfnrth in 3000 Dörfern 1 Mill. Seelen, 10000 auf der
Quadratmeile (ungefähr wie in Belgien); kein bekannter Theil Afrikas hat so dichte
Bevölkerung.