1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika
— das Land.
Spalte im Schöße der Berge. Der ungestüme, großartige Fluß braust durch die-
selbe mit dem Donner eines Katarakts; bald aber verläßt er sein eingeschränktes tiefes
Bett und breitet sich, nach W. gewendet, als der rnhige und breite Lualaba meilen-
weit aus. Wie die Elbe, die Mnlde von Böhmen verlassend, durch die sächsische
Schweiz ins norddeutsche Tiefland hinaustritt, so gelaugt der Lualaba jenseit seines
Durchbruches durch die höhlenreicheu Berge von R u a in eine ganz anders geartete
Landschaft, die er als gewaltiger Strom in großen Windungen durchfließt. Nach 40
Mln. langem westl. Laufe, weudet er sich nordwärts und bildet dann den langgestreckten
Kamolondo-See, in welchen auch der von S., aus der Quellgegend des Zambesi
kommende Lufira seine Wasser schickt. Nach abermaliger Windung nach W., geht der
über 1 Stunde breite, inselreiche Strom wieder nach No. herum, geräth in eine Enge,
wo er um die abwechselnd an beiden Ufern vortretenden Felsen mit gefährlichen Wirbeln
dahinbraust und wird 11 Mln. weiter unten durch die Wassermassen des Kassabi oder
Loeki verstärkt. Livingstones fernster, im Juni 1871 erreichter Punkt lag an dieser
Strecke des Flußlaufes, nämlich der Marktplatz Nyangwe (etwa 4° S. Br. und 25"
O. L. v. Gr., 600 m. Seehöhe) im Lande der Manyuema, etwa 5° westl. vom
Tanganjika; er befand sich damals nicht weit von einem 4. großen See des Lualaba,
jenseit dessen der Flnß nochmals in sumpsige Seen eiutreten soll.*) Den Znsammen-
hang zwischen dem Lnalaba und dem untern Congo aufzuklären ist eine der Hauptauf-
gaben der oben erwähnten deutschen und englischen Congo-Expeditionen.
Die Scenerie dieser Gegenden ist großartig; die Berge von hellgrauem Granit
stehen wie Inseln in neuem rothen Sandstein, Berg und Thal sind in einen Mantel
von verschiedenen Schattirungen des Grün gekleidet; die Vegetation ist unbeschreiblich
üppig. Durch das Gras, sagt Liviugstone, können nnr Elephanten gehen. Im Lande
der Manynema sind breite Gürtels Urwaldes, so hoch, daß eine gute Schrotflinte den
Papageien und Perlhühnern in den Wipfeln nichts anhaben, und so dicht, daß man
die Soune nur an den gelichteten Stellen um die menschlichen Wohnungen zu Gesicht
bekommen kann. Natürliche Beschaffenheit und Bevölkerung dieser Gegenden sind, wie
am obern Uslle, wesentlich von den östlicheren Gebieten unterschieden und zeigen ent-
schiedene Ähnlichkeit mit denen der Westküste.
Der Congo gehört zu den Riesenströmen der Erde; er übertrifft den
Mississippi noch um ein Bedeutendes, sowohl in Bezug auf die Wasser-
menge, als in Bezug auf die Ausdehnung des Gebietes. An manchen
Stellen seines Mündungsästuariums findet man in 375 w. Tiefe noch
keinen Grund, 10 Meilen außerhalb der Mündung haben sich seine
Wasser erst theilweise mit dem Meerwasser gemischt und bisweilen sind
sie 2 Meilen weit draußen noch ganz süß. Die Strömung derselben
wird noch in großer Entfernung von der Küste gespürt, und Schiffe, welche
sie bei ihrer Fahrt kreuzen, müffen sie beachten. Ja es wird angegeben,
daß bis 300 Seemeilen (elwa 75 geogr. Mln.) weit draußen das Wasser
noch gelblich grün gefärbt und die Strömung des Flusfes zu erkennen sei.
*) Nach Petermanus M. 1873, 28.