1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika —
die Sprachen.
Nordafrikas von Aegypten bis zum atlantischen Meere: die alten Aegypter und die N u-
midier — die wesentlich unvermischten Nachkommen jener sind die (etwa 350000)
Kopten des heutigen Aegyptens, die der Numidier die Berberstämme; die ara-
bisch sprechenden Fellahs Aegyptens sind durch eine frühe Vermischung arabischer
und ägyptischer Elemente entstanden. Die grammatisch nah verwandten Sprachen dieser
Völker haben die Eigenthümlichkeit, die Flexion der Nomina und Verba durch vorge-
setzte Silben, durch Präfixe, auszudrücken.^) Griechen, Phönizier, Römer, Germanen,
Türken — alle ließen Spuren in Nordafrika zurück, die bedeutendsten jedoch die Araber,
die, abgesehen von früheren friedlichen Ansiedlungen, in 2 Jnvasien sich über das Land
ergossen, von Osten her als fanatische Eroberer und Bekehrer, von Westen her als Ver-
triebene, weshalb gegenwärtig ihre Sprache vom rothen bis zum atlantischen Meere
gehört wird; — b) Semiten, nämlich die semitische Urbevölkerung von Habesch,
Sennär und Nubien — in der Landschaft Tigre herrscht heute noch eine rein semi-
tische Sprache —, jetzt in verschiedenstem Grade gemischt mit Negern und norzafri-
kanischen Stämmen, ferner die zu verschiedenen Zeiten eingewanderte:: Araber Nord-
afrikas und der Ostkiisten, und die Inden, zahlreich in Habesch (als Felaschahs),
in sehr gedrückter Stellung und von den Moslemin mit grenzenloser Verachtnng be-
handelt in den sog. Barbareskenstaaten, wenig zahlreich — vielleicht aus historischer
Abneigung gegen das Land der Pharaonen — in Aegypten.
2) Die Aethiopier bezeichnete man sonst kurzweg als Neger; wenigstens fol-
gende Unterschiede sind festzuhalten: a) die gelbbraunen südafrikanischen Stämme der
Hottentotten (z. B. Namaquas, Corinnas, Griquas, Buschmänner oder Saabs,
d. h. in Gebirge und Eiuöden gejagte Hottentotten ohne Herden) in der Westhälfte
des Erdtheils etwa südwärts vom Ngami, mit einer Sprache voll eigentümlicher
Schnalz- und Gutturallaute, durch eiuen erbarmungslosen Krieg der holländischen
Boers über den Oranje zurückgedrängt; — b) die meist wohlgebildeten Stämme der
Ostküstenländer und in den Breiten deszambesigebietes bis an die Westküsten ver-
breitet, vielfach vermischt mit Arabern, mit den gelbbraunen Stämmen des Südens und
mit eigentlichen Negern; z. B. die begabten Kaffern (Kafir, Ungläubige der Araber)
zwischen indischem Meer, Zambesi und Kalahari-Wüste, worunter besonders die Zulu
(Plural: Amazulu) an der Küste und die Betschuanen weiter im Innern; ferner
die stark mit Arabern gemischten Suaheli, die schon sehr negerähnlichen Bnnda-
Völker in Niederguiuea und weiter landeinwärts; — c) die eigentlichen Neger-
stämme in dem noch übrigen Theile Afrikas südwärts vom Senegal und vom Süd-
raud der Sahara, doch in ihren nördlichen Gebieten schon vielfach mit nordafrikanischen
Stämmen gemischt.
Anm. Araber und Islam haben die Neger aus der Sahara, die sie ohne Zweifel
einst inue hatten, verdrängt. Als Mischvölker müssen auch bezeichnet werden die So-
m^lis des östl. Dreieckes, die Gallas, die Todfeinde der Abesfinier, die Wüsten-
*) Einige Sprachforscher haben das Be iberische für eine arische Sprache
erklärt; andere (z. B. Faidherbe im „Bulletin de 1' Academie d' Hippone") wollen
nach Schädelsunden die «stammeltern der Berber mit den ältesten Bewohnern des
westl. Europas in Verwandtschaft bringeu, eine Hypothese, die allerdings in dem Vor-
handensein zahlreicher Dolmen in Nordafrika eine Stütze gewinnt.