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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 563

1874 - Mainz : Kunze
Afrika — Geschichte. 563 platzen zunächst auf Völkerschaften zu stoßen, die der vieljährige Umgang mit den Sklavenhändlern verdorben hatte. Erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts erwachte die Lust, Afrika kenneu zu lernen; vorzüglich ließen es sich Engländer und Deutsche angelegen sein, das seit Jahrtausenden über dem Erdtheil liegende Dunkel „quid novi ex Africa?" - zu lichten (S. o.) Geographische Gesellschaften bildeten sich zur Unterstützung muthvoller, mit Kenntnissen ausgerüsteter Männer, die allen Be- schwerden und Gefahren zum Trotz sich ans Werk machten. An der Spitze dieser Reisenden steht Mungo Park, der erste wissenschaftlich gebildete Europäer, dem es (1795) gelang, bis au den Niger vorzudringen; 10 Jahre später ward er auf einer zweiten Reise in einem Gefecht mit Häuptlingen der Hauffa erschlagen. Anch Missio- nare wurden von der Entdeckungslust ergriffen, und so wagte man von allen Seiten sich in Afrika hinein, vom Senegal, von der abessiniscken Küste, von Tripoli, von Kairo den Nil hinauf, vom Cap, vom Golf Benins, von der West- und Ostküste der Süd- Hälfte. Viele büßten als Opfer dieses Strebens ihr Leben ein; ihre Namen aber sind so unsterblich wie die Namen derer, die glücklich wieder in die Heimat zurück kamen; denn was sie der Erd- und Völkerkunde und allen Zweigen der Naturwissenschaft für Dienste geleistet, so wie die künftige Hebung der Landes- und Volkskultur, die sie den Eingebornen der Afrikaner möglich gemacht, ist nicht hoch genng zu schätzen. Die Hoffnung, daß auch den Negervölkern die Morgenröthe einer neuen bürger- licheu und geistigen Entwicklung anbrechen wird, ist kein leerer Traum. Sie ist es um so weniger, als der Sklavenhandel, diese alte eingewurzelte Gewohnheit der Afrikaner, der seit 350 Jahren durch christliche Regierungen und Kanfleute so sehr begünstigt ward, daß man die Zahl der aus Afrika fortgeschleppten Menschen auf mehr als 40 Millionen schätzt, gegenwärtig immer mehr in Abnahme geräth. Seit der vortreffliche Minister Canning 1824 das brittische Parlament zu dem Beschlüsse bewog, den Menschen- Handel wie Seeraub zu bestrafen, fährt England beharrlich fort, die Abschaffung des Sklavenkaufs au den Küsten ernstlich durchzusetzen, und schon kommt seit mehreren Jahren in den Hafenplätzen Guineas statt der verbotenen Waare das Palmöl auf den Markt. Auch von Seite der Nordamerikaner, bei denen doch Millionen Schwarze in Sklaverei lebten, war schon längst vor Beendigung des großen Krieges an Verbreitung christlicher Religion und bürgerlicher Freiheit unter den Negervölkern Afrikas gedacht und als wirksamstes Mittelein freier Negerstaat. Liberia, an der heißen Küste Guineas gegründet worden. Dessenungeachtet dauert der afrikanische Sklavenhandel, im geheimen sogar von einzelnen christlichen Nationen begünstigt und betrieben (z. B. den Portn- giesen), immer noch fort und man hat neulich die mittlere Zahl der von Afrika jährlich ausgeführten Sklaven auf 200000 Köpfe geschätzt. Die Ueberzeugnng von der Erfolg- losigkeit aller Gewaltmaßregeln gegen den Sklavenhandel hat die Engländer in den letzten Jahren bewogen, ihre Bestrebungen ans Civilisirnng des afrikanischen Neger- Volkes zu richten. Missionare, meist in den afrikanischen Kolonien oder in Westiudien gebildete Neger, suchen ihre Landsleute für das Christenthum zu gewinnen, und Agenten der Regierung suchen ins Innere einzudringen, nm mit den Negerstämmen Verträge zur Einstellung der Sklavenjagden zu schließen.
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