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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 566

1874 - Mainz : Kunze
566 Afrika — Abesfinien. der Dinge ein. Ein tüchtiger Emporkömmling, Kasai, Sohn eines Beamten und Verwandten des Statthalters von Dembea, warf sich 1353 zum Herrn von ganz Am- hara auf, schlug im Februar 1855 in der Schlacht von Deraskye den Fürsten Ubtö von Tigrk und ließ sich nun in Erinnerung an eine alte Sage, der gemäß einst ein König Theodorus sich erheben werde, durch welchen das Land wieder groß, das Volk glücklich gemacht werden solle, unter dem Namen Th eodorus Ii. zum Negus Negussie (König der Könige) krönen. Er drängte die Gallas mit Glück zurück, unterwarf 1856 den Fürsten Haila Malakot von Schoa und stellte so die Reichseinheit wieder her. Der Aufaug seiner Regierung war viel versprechend; bald aber trat in Mafsenhiurichtuugeu, willkürlichen Rechtsverletzungen und bergt, sein grausamer despo- tischer Sinn mehr und mehr an den Tag. In seinem Charakter, (nach den Worten Dr. Krapfs) „eine Mischung von Extremen, eine Zusammensetzung von Gut und Böse," gewanueu die sinstern Mächte in seiner Seele das Uebergewicht; jeder Zoll ein Barbar, ließ er seinen starken Leidenschaften freien Lauf und erschien so, je nachdem Ehrgeiz und hochfliegende Pläne, oder Ingrimm und gemeines Laster die Oberhand hatten, als Held oder als Bestie. Die willkürliche und grausame Einkerkerung pro- testantischer Missionäre und des englischen Consuls veraulaßten England zu einer kriegerischen Expedition gegen Habesch (l^/es). Am Ostermontag (13. April) 1868 wurde der letzte Zufluchtsort Theodors, der unterdessen den ganzen Landstrich von Gondar bis Magdala ausgeplündert und verbrannt hatte, nämlich die Feste Magdala, erstürmt; der Negus Negussie nahm sich durch einen Pistolenschuß das Leben. Die Engländer zogen wieder ab und seitdem ist alles im Lande in voller Auflösung. Jüngst hat sich der Fürst Kassa von Tigrs, dessen Name während des abessinischen Feldzugs verschiedentlich genannt wurde, uuter feierlichem, barbarischem Gepränge und großem Kröuuugsceremoniel den Titel: „König der Könige von Aethiopien durch den Willen des abessinischen Volkes" beigelegt, ohne indes diesen Titel auf eine entsprechende Macht stützen zu können. Städte: In Amhära liegt nördlich vom Tsana See auf fruchtbarer Hochebene die Hauptstadt Gondar mit 7009 (sonst 60,000) zur Hälfte muhammedanischen E.; von den 44 Kirchen der Stadt soll Theodor 42 verbrannt haben. Südlich des Tsana und um die Quellen des Bahr el Azrek haust die Volkschaft der A g o w s. — In Tigre liegt an der Handelsstraße über den Tarantapaß nachdem ägyptischen Arklko und Massaua der jetzige Hauptort Adowa mit 8000 E. 1895 rn. überm Meere; in der Nähe und noch höher gelegen (2161 m.) die uralte Hauptstadt Axum, bis ins 13. Jahrhundert Residenz der Könige, seit 1535, wo es von den Gallas zerstört wurde, fast nur aus Ruinen bestehend; man sieht dort Säle, die in Felsen gehauen, umgestürzte Säulen und Obelisken; Axum war auch der erste Ort Aethiopieus, wohin das Christenthum gelangte; es war im 4. Jahrhundert, bald nach dem nicäischen Eon- cil, als der Syrer Frumentius, von dem bekannten Athanasius geweiht, es dort ver- breitete Nördlich von Habesch liegen die, nun unter ägyptischer Oberhoheit stehenden Länder Mensa, Bogos und Marea, und die jüngst von W. Munzinger-Bei er- forschten Gebiete der Hab ab- und B eni-Amer-Völker, wo Thäler, Berge und Hochflächen reizende Landschaften bilden, auch Elephauteu sich einfinden, und die ägyp- tische Regierung die Baumwollenkultur eingeführt hat. — In Schoa, sehr steil nach
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