1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika -
Aegypten.
ablagernng hervorgerufene Erhöhung des Bodens auf ungefähr 0,150 m.
in einem Jahrhundert anzunehmen ist.*) Da die Stärke der Ackererd-
fchicht 7-10 m. beträgt, darunter aber Meeressand liegt, so könnte diese
Ablagerung, wenn sie von Anbeginn gleichmäßig gewesen wäre, auch keine
Bettveränderungen vorgekommen wären, in etwa 6000 Jahren erfolgt fein;
die ältesten Denkmäler im Nilthale reichen ins 6. Jahrtausend. — Atmo-
sphärische Niederschläge kommen nur in Unterägypten (Mittelmeer bis Kairo)
vor, und namentlich in der Nähe des Meeres zeitweise ziemlich bedeutende
Regengüsse; Oberägypten dagegen liegt in der regenlosen Zone, es genießt
eines fast ununterbrochen heiteren Himmels und ewigen Sommers, da es
auch keine tropische Regenzeit besitzt. Oft vergehen viele Jahre, bis es in
Theben, Assuiw u. a. O. ein einzigesmal regnet; Kinder wachsen heran, ohne je
einen Regen gesehen zu haben.
Schade, daß der Nil nicht überall in der Ebene schiffbar ist. Er
wird nämlich nicht bloß da, wo er die Hochgegenden verläßt, sondern auch
noch in seinem Laufe in Nubieu zu maucheu Stürzen und Stromschnellen
(Schellals) genöthigt, besonders durch Grauit- und Porphyrberge, die an
ihn herantreten und mit Felsen sein Bett durchsetzen; erst mit den kleinen
Katarakten bei Syene, beim Eintritt nach Aegypten, hören diese Störungen
der Schiffahrt völlig auf. Dessenungeachtet gewährt der Nil, und wo nicht
er selbst, doch die Kette der Ortschaften an seinen Usern, eine natürliche
Verbindung zwischen dem Mittelmeer und Aethiopien, und erleichtert den
Verkehr mit den Häfen des rothen Meeres, deren Lage durch die Quer-
thäler der Wüstenplatten bestimmt ist und zu welchen zu verschiedenen
Zeiten mehr oder minder wohlgepflegte Karawanenwege führten. Der Nil,
der außerdem das köstlichste Trinkwasser liefert, ist somit die eigentliche
Lebensader des Landes; die Araber in ihrer sprachlichen Plastik nennen
ihn deshalb Abn-el-baraka, Vater des Segens, gleichwie sie den Regen
als Nnznl-er-rahme, Herabsteigen der Gnade, bezeichnen. Ohne die
Nähe dieses Stromes und ohne das bewohnte Delta hätte der Handel mit
Indien nie das rothe Meer so beleben können, wie es ehemals vor der
Umschiffung Asrikas geschah. Die Geschichte erzählt, wie blühend und reich
Alexandrien selbst noch unter den Chalifen gewesen, damals als Aidab
am rothen Meere (22*/*° Breite) von Mekkapilgern und Handelslenten
wimmelte und die Niederlage indischer Produkte war, die von dort ihren
Weg zum Nilthale und von Alexandrien übers Mittelmeer nahmen. Und
*) Bei Theben ergab sich nach den Monumenten eine Erhöhung von 0,106 my
bei Heliopolis nach dem dortigen Obelisken von 0,150 in. für 1 Jahrhundert. Für"
Kairo ist eiue Erhöhung von 0,120 m. per Jahrhundert nachgewiesen; auf Elephantine
fand man für 1600 Jahre eiue Erhöhung von 2,11 m.