1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Afrika —
Nigritien,
und kamen nach vielen Hindernissen, deraubt, sogar gefangen und wieder befreit, end-
lich über Benin nach der Küste und nach der Insel Fernaodo Po. Zu wichtig für
die Handelswelt war das Resultat dieser Reise, weshalb 1833 zu näherer Erforschung
des Deltas und seines Hauptarmes 2 Dampsschifse hingesandt wurden, die ein großes
Stück Wegs hinauf und selbst einen Nebenstrom, den Tschad da, befuhren und die Ge-
wißheit mitbrachten, daß der Nun, östlich des Caps Formosa, der Hauptarm des
Quorra, und daß die Beschiffung leicht, aber auch das Klima in dem feuchtheißen
Niederlande des Stromes für Europäer mörderisch sei; Richard Lander, der die
Expedition mitgemacht, ward selbst ein Opfer, er starb auf Fernaodo Po. Eine zweite
Expedition, die Ii Jahr später in 3 Dampfern absnhr, hatte keinen größeren Erfolg.
— Glänzend dagegen waren die Resultate von neuen Landreisen, die bald hernach
(1850) von dem Engländer Richardson und den Hamburgern Overweg und
Barth unternommen wurden. Unter ihnen war Heinrich Barth der ausgezeich-
netste an physischer und geistiger Kraft, an Ausdauer und Klugheit, und da er schon
früher die gesammten afrikanischen Küstenländer des Mittelmeeres durchreist, auch hin-
reichend vorbereitet. Wie er mächtige Personen, von denen die Förderung seiner Zwecke
abhing, ohne sich seiner Würde zu vergeben, zu gewinnen, in schwierigen Lagen sich zu
helfen verstand, und was er unter vielfachen Beschwerden, in einem oft tödlichen Klima,
trotz wiederholter Geldnoth und Gefangenschaft geleistet, ist stannenswerth. Seine Zeit
weise benutzend, machte er überall ethnographische, sprachliche, geschichtliche Forschungen,
und so hat er über Sudän ein Licht verbreitet, das die Völker und Staaten desselben
unter die bekannteren der Erde einreiht. Während auf dem Hinznge durch die Sahars
die Reisegesellschaft in Tin Tellust (in der Oase Air) liegen bleiben mußte, um eine
Salzkarawane zu erwarten, machte er einen Abstecher nach Agsdes und lernte als
erster Europäer die interessante Gebirgsgegend des Staates Asben kennen. Im grünen
Sudan angelangt und von Richardson getrennt, der bald darauf starb, ging die Reise
über Katschna und Kano 146 Meilen weit nach Knka, der Residenz des Snltsus
von Born». Hier in Gunst gelangt, könnt' er sich nach Süden wenden ins Land der
Marghi und nach Adamaua, wo er von dem Herrscher zwar ans der Stadt Aola
zurückgewiesen ward, jedoch den 3000 m. hohen Berg Alantika, und — was noch
wichtiger war — den Strom Venne entdeckte, von dem er erkundete, daß es derselbe
sei, dessen Mündung in den Niger man Tschadda genannt, und daß er ans dem nn-
bekannten Süden komme. Aus der geringen Meereshöhe des großen Stromes ließ sich
schließen, daß sein Gefäll nicht bedeutend sein, also der Beschiffung kein Hindernis im
Wege stehen könne. Barths Bericht darüber veranlaßt? eine nene Niger-Benne-Expe-
dition; 1854 fuhr Baikie den Strom hinauf bis zu dem Punkte, wo Barth gewesen.
— Nach der Hauptstadt Bornus zurückgekehrt, wohnte Barth nebst Overweg einem
unglücklich aussalleudeu Kriegszuge ins Land Kanem nördlich vom Tschadsee bei, und
bald darauf sehen wir ihn im stark bewässerten Lande der Mnsgo, neben Mandara,
südl. des Tsad. Richardson war längst todt; nun war auch Overweg ein Raub des
Klimas am Tsadsee geworden. — Ein neuer Zug Barths aus seinem Standquartier
zu Kuka führte ihn, mit der Absicht, nach Wadai und weiter ostwärts vorzudringen,
ins Reich Bagirmi; hier aufgehalten, beschloß er, sich nach Westen zu wenden und
machte sich trotz Major Laings ehemaligem Schicksal und trotz den Warnungen, die