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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 605

1874 - Mainz : Kunze
Afrika — Congo — Z am b esil än d er. 605 man in Portugal nicht einmal, woher der Congo und Quauza kommen, und an eine dauernde Verbindung der Westküste mit den Besitzungen an der Ostseite Afrikas ist wohl dann und wann gedacht, doch nie Anstalt dazu getroffen worden, obschon schwarze Handels- leute — denn es gehen Karawanen von Cassange und Bihe ins Innere — berichteten, daß bewohntes Land mit rührigen und nicht gerade wilden Negervölkern dort vorhanden sei. Selbst die Verbreitung des Christenthums, zu dessen Annahme die Neger auf der Küste nicht unwillig waren, wurde später gar nicht mehr betrieben, so daß der Fetischis- mus wieder aufkam und immer noch vorherrscht, selbst in den Hafenstädten Majnmba und Loango, wo es doch europäische Faktoreien gibt. Und wo auch das Christenthum sich verbreitet hat, besteht es nur ans äußerlichen Bräuchen. Keine Belehrung, keine Schulen; Unwissenheit, Aberglaube und Unsitte überall. Wie viel höher steht doch der Fulah Seuegambiens, der mit dem Glauben auch den Korsn zu den Heiden bringt und Schulen anlegt, damit sie ihn lesen lernen! Leider war das portugiesische Gouvernement für nichts so thätig wie für den Sklavenhandel. Den hat es zum Unheil des Landes so gepflegt, daß aus Angola und Benguela jährlich 22000 Sklaven regelmäßig, und ebenfoviele noch durch Schmuggel nach Brasilien abgiengen und die Bevölkerung da- durch fortdauernd abnahm; selbst Geistliche trieben das ehrlose Geschäft. In Felipe de Benguela fand der Franzose Douville, der 1828 bis 1830 Niederguinea bereiste, so- wohl Neger als Weiße in üppig fauler Lebensart versunken. Die größere Hauptstadt Loanda nennt er geradezu einen Lasterpsnhl. Am Hose des sonst auch unter portn- giesischer Herrschaft gestandenen Negerreiches Congo geht man freilich in Seide, mit langen Degen am Gürtel, Pantoffeln aus Sammet und Marokin, mit spanischen Män- teilt K.r und die Frauen strotzen von Brokat, Franzen und Gold. Das niedere Volk dagegen trägt als einzige Bekleidung eine Schürze, die Wohlhabenden ein blaues Hemd oder eine Pagne: und Hohe wie Niedre sind gleich unnnterrichtet und abergläubisch. Der Ungar Magyar hat das innere Land bis auf 150 Meilen von der Küste hin und her wiederholt und mit forschendem Blicke durchstreift. Folgen wir ihm durch die hochgelegene Olowihenda-Wildnis in das Land Kibokoe, wo das große Strom- gebiet des Kassabi (Kasa'i) beginnt, und wo es unter den Negern eben so fleißige Land- leute als tapsere Elephantenjäger und geschickte Schmiede gibt. Dies geht ostwärts über in die wellenförmigen Ebenen des Reichs Mol na (Rua, Moropue), das vom Balunda- Völkerstamm bewohnt wird. Es wechseln dort ausgedehnte Grasflächen mit gewaltigen Urwäldern und mit Einöden, in der Ferne von Niedern Bergen oder Gehügel durch- zogen, aus denen man Eisen und Kupfer gewinnt. Große Wald- und Snmpfstrecken scheinen nur für Elephanten da zu sein, die herdenweise sich sehen lassen und durch ihre mächtigen Stoßzähne zur Jagd anreizen. Sie zu tobten steht jedem frei, doch gehört stets der eine Zahn als Steuer dem Häuptling des Bezirks, der wiederum seinem Ober- Herrn auch Elfenbein nebst Sklaven ?c. zu liefern hat. Die Bewohner machen sich Götzen, denen Thiere geopfert werden. Menschenopfer fallen nur dem Despotismus, der hier an Willkür und Grausamkeit mit dem zu Dahomeh wetteifert. Der König oder Muati-Janwo wird wie ein Gott verehrt; in seiner Nähe kriecht derunterthan am Boden. Er herrscht nnnmschränkt und nach Laune, sogar Groß- und Klein-Häuptlinge fügen sich der Verstümmelung an Nase und Ohren; es kommt vor, daß durch Abziehen der Haut getödtet wird. Bei der Leiche eines Muati müssen jedesmal seine Sklaven
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