1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Afrika — Ostküste und Zan;ibar.
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Sache, Kultur zu vernichten verstanden sie besser, als Kultur zu heben. Ihr sicherster
und bedeutendster Besitz war die Insel Patta (2° S. Br.), deren Bewohner, die unver-
söhnlichsten Feinde der Araber, sich den Portugiesen freudig unterwarfen und gegen-
wärtig, durch Intelligenz und Tapferkeit ausgezeichnet, eine auffällige Vermischung mit
portugiesischem Blute zeigen. Bald wich bei den Unterjochten und Nachbarn die an--
fängliche Furcht vor diesen Christen; Melinde ward im 17. Jahrh. von den Gallas
verwüstet, und als die Nachkommen der Araber hin und wieder ihr Haupt erhoben,
gingen die nördlichen Besitzungen an den arabischen Jmsm von Maskst verloren.
Zuletzt betrachtete die portug. Regierung ihre uoch übrigen Plätze nur als Verbau-
nnngsorte und tauglich zum Menschenhandel, und ihre Beamten, mit Ausnahme des
Gouverneurs selbst exilirte Verbrecher, verkaufen oft die eigenen Unterthanen. Die
durch fortwährende Sklaveujagden fast ganz verödeten Gebiete zählen auf 18000 O- M.
nur 300000 E.; in Wahrheit hält eben Portugal nur einige Plätze an der höchst nnge»
sunden Küste und im Innern besetzt. — Die südlichste Faktorei, aus 18 Häusern bestehend,
ist an der Delagoabai. Jnhambane nahe der Stcinbockswende hat guten Hafen
und ziemlich lebhaften Handel. Sofala besteht nur uoch aus einigen Strohhütten.
Qnilimane au einer Mündung des Zambesi hat 3000 E., darunter nur 150 Freie.
Senna und Tete, Handelsfaktoreien im Innern, und ungefähr in der Mitte des
Ostlaufes des Zambesi Zumbo im Lande Atönga, anf unfern Karten gewöhnlich als
Rnine bezeichnet, jedoch seit Dezember 1861 von den Portugiesen wieder besetzt, die
von dort einen lebhaften Handel nach dem Rio Arnangoa und über mehrere andere
Faktoreien bis Jnhocoe an der Mündung des Cafue (Cafuque) unterhalten, obwohl
aufwärts von Zumbo keine portug. Behörden mehr sind; letzteres hatte 1867 ca. 1200
Einw., worunter 22 Weiße und 1000 Negersklaven. Mosambik, auf einer Insel in
etwas gesünderer Lage als die übrigen Küstenorte, hat etwa 9000 E. und ist Sitz des
Oberstatthalters der ostafrikanischen Besitzungen Portugals.
Besser gedieh im allgemeinen die arabische Besitzung und erreichte in neuerer Zeit
eine Ausdehnung (2000 O. M. mit 800000 E.), daß sie Said Medschid, dem jünge-
ren Sohue des 1856 verstorbenen Jmsms Sayid Said, als eigenes Reich zufiel, dessen
Kern die Insel Zanzibar (29 Q. M. und 380000 E.) bildet. Der gleichnamige
Hanptort der Insel ist der wichtigste Handelsplatz an der Ostküste Afrikas (deutsche,
englische, französische zc. Kauflente), zugleich neben Tripoli der wichtigste Ausgangspunkt
der Unternehmungen für Erforschung Centralafrikas; die Bevölkerung (60000 S.) sehr
gemischt. Nach S. von Zanzibar ans zusammenhängender Küstenbesitz, wo von Arabern
und Sklaven bewohnte Plantagen (Kokos, Reis, Mais, Zucker, Ncll .); der südlichste
Punkt ist an der Bai von Kissiwari. Hafenstadt Kiloa, Insel Mafia. Nach
N. von Zanzibar kein zusammenhängender Besitz, sondern nur einzelne Niederlassungen
und Inseln, z. B. das fruchtbare, paradiesische Eiland Pemba, das sonst blühende,
jetzt verödete Mombas (12000 E.) n. s. w.; nördlichster Puukt unter 1° S. Br.
Der Handel auf den Inseln ist in den Händen der Banianen; der Verkehr mit den
nördlichen Besitzungen ist mit dem Eintritt des Sw.-Monsun auf 6—7 Monate lang
unterbrochen, weil die Fahrzeuge [zu klein, um gegen den Sw. kreuzen zu können.
Leider ist Zanzibar anch die Hauptstation für den ostafrikanischen Sklavenhandel, der
sich unter dem Schutze des Sultans, und vielfach gedeckt durch die französische Flagge,