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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 640

1874 - Mainz : Kunze
640 Europ a. Wickelung waren aber: Neurömisches Priesterthum, Vorherrschaft der deutsch-römischen Lehensmonarchie, und spärliche Ueber- reste altrömischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vor- züglich im Zeitalter der Kreuzzüge, die zugleich wesentlich zur Aufhellung des Süd-Ostens von Europa beitrugen, glänzend ward, entbehrte jedoch der Freiheit des denkenden Geistes, und stand in diesem wichtigen Punkte fortdauernd hinter dem längst vergangenen schönen Hellenenthum zurück; bis auch dieser Mangel endlich gefühlt und ergänzt wurde. Dazu führte erneutes Studium der alten, besonders der griechischen Literatur und Erfindung der Buchdruckerkunst, wodurch rascher als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe sich verbreiteten. Hiermit und mit der Entdeckung noch unbekannter Welttheile, so wie mit dem Beginn der Reformation, neigte sich das Mittelalter zu Ende, nach- dem schon 5—6 Jahrhunderte srüher die merkwürdigen und bedeutenden Seefahrten und Landreisen der Normannen dazu gedient hatten, auch den Norden und Nordosten Europas in den Kreis des geographischen Wissens hereinzuziehen. Die neuere Zeit, mit harteu Kämpfen beginnend, indem die Abend- länder die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen des Mittelalters nur mühsam und allmählich abstreiften, machte zuletzt Riesenfortschritte, für deren Ermöglichung das deutsche Volk in einem 30jährigen Kampse sogar seine politische Existenz eingesetzt hatte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie auf dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig. Merk- würdige Erfindungen und Entdeckungen solgten auseinander. Der Grund- satz, frei forschen zu müssen, ward immer deutlicher, immer auer- kanuter, und die Kenntnisse vermehrten sich ins fast Grenzenlose, so daß der Europäer wahrhafter Herr der Erde wurde, deren sämmtliche Meere er befuhr, in deren fämmtlichen Welttheilen er Niederlassungen anlegte, seine Kultur fernen Ländern darbietend, während zugleich schon gegen das Ende des 16. Jahrh. der ganze heimatliche Eontinent äußerlich wenigstens bekannt geworden war, wenn es auch damals fast überall noch an genauer Er- kenutuis fehlte. Vor allen zeichneten sich im letzten Jahrhundert Deutsche, Franzosen und Engländer aus, deren Land und Geschichte deshalb vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Europas waren in eine Wechselwirkung gekommen; sie lebten nicht mehr, wie größtentheils im Mittelalter, von einander getrennt, vielmehr hatte sich ein politisches Verhältnis gebildet, welches die eine der andern näherte, sowie durch Studien und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation sich den andern leicht mittheilten. Nicht wie im alten Griechenland konnte die Literatur einer Sprache auf sich allein beschränkt bleiben; sie wetteiferten miteinander.
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