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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 641

1874 - Mainz : Kunze
Geschi chte. 641 Auch die Staatsformen wurden in den Bereich der Untersuchnngen gezogen; so gesellte sich zu den Fortschritten der Kultur ein neues Streben der Völker nach Rechten gegenüber der unterdes immer mehr gestiege- nen Regierungsgewalt. Im 16. Jahrhundert rissen sich die vereinigten Niederlande vom spanischen Joche los, um sich frei zu konstituiren. Im 17. Jahrh. brachen in England die Stürme aus, die den Willkürver- suchen der Stuarts ein Ende machten. Im folgenden Jahrhundert wan- delten sich englische Kolonieländer Nordamerikas in eine unabhängige Ilnion von Freistaaten um, und bald daraus begann in Frankreich die große Revolution eine so durchgreifende Staatsänderung, wie niemals vorher eine ähnliche unter den Völkern der Erde stattgefunden. Allmählich waren uuterdes zwei zuvor fremde Völker: die Türken, welche 1453 Meister des schlecht regierten byzantinischen Kaiserthums ge- worden, und die durch Peter den Großen gehobenen Russen, in die Po- litik der europäischen Staaten verflochten, obwohl diese (die Russen) nichts Heilsames bieten, sondern nur etwas lernen konnten, und jene (die Türken) vermöge ihrer moslemischen Denk- und Lebensart dem Geiste des Abendlandes auf andre Weise zu ferne standen. Beide hatten jedoch durch die Größe ihrer Massen eine solche Bedeutung, daß sich nach ihrem Zutritt das schon vor- her angebahnte System des politischen Gleichgewichts — kraft dessen keine der größeren Mächte ein entschiedenes Uebergewicht erlangen oder gar eine kolossale, die Selbständigkeit und Kultur der andern Vernich- tende Despotie (sogenannte Universalmonarchie) ungestraft erstreben darf — noch weiter ausbildete. Dies so notwendige System stets aufrecht zu er- halten, war allerdings schwierig. Ein ehrgeiziger, ein mit Talent und Kühnheit begabter Machthaber konnte sich leicht darüber hinaussetzen; Cha- rakterschwäche anderer Regenten mit kleinlicher Gewinnsucht und Mangel an politischem Scharfblick konnten ihm sein Unternehmen erleichtern. Dann wurde es die Aufgabe der übrigen, oder wenn sie zauderten, die der Völker selbst, mit gemeinschaftlicher Anstrengung ihn in seine Schranken zurückzu- weiseu. Wir haben das im Jahr 1813 und 1815 gesehen: Napoleons Uni- Versalmonarchie brach zusammen; der Krimkrieg rettete die Türkei vor Er- oberung durch die Russen, deren Macht man leider durch den Untergang Polens hatte zu hoch steigen lassen und die, seit man nach dem Sturze des ersten französischen Kaiserreichs in der „heiligen Allianz" eine neue europäische Ordnung zu gründen versucht hatte, in der europäischen Pentarchie die dominirende Macht geworden waren. Nach der Zurückdrängung Rußlands in jenem Kriege fiel die erste Stelle im europäischen Systeme Frankreich zu, dessen Kaiser mit stolzen Worten erklären konnte: die Pentarchie sei gestürzt, die Verträge von 1815 hätten aufgehört zu existiren; in der That
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