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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 655

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Olympische Halbinsel. 655 Siege im ganzen nur wenig davon abrissen. Es war eben ein Glück für die Osmanen, daß im Osten keine Völkerbewegung ausgebrochen wie jene früheren, aus denen ihr eigenes Glück hervorgegangen, ferner, daß im Westen die europäische Politik ausgebildet worden ist, jene Eifersucht, mit der jeder von unfern Staaten alle andern bewacht und alle jeden einzelnen: diese hat ihnen in ihren größten Gefahren immer Verbündete und Rettung gewährt. Dennoch scheint von Zeit zu Zeit die türkische Herrschaft auf europäischem Boden ihrem Ende nahe. Im Jahr 1821 begann - eine besonders starke Erschütterung; die G riech e n empörten sich. Schon längst im Be- sitze des meisten türkischen Handels, waren sie auch in Besitz einer Seemacht gekommen, besonders auf Psara, Hydra, Spetzia und andern Inseln. Die Bildung des 18. Jahr- hundert» hatte gleichfalls auf sie gewirkt, so daß sie der Heldenthaten des Alterthums sich erinnerten und daß schon 1814 eine Hetärie oder Bnndesbrüderschaft nnter Gleich- gesinnten entstanden war. Als daher die Empörung ausbrach, scheiterte sie wohl an der Donau, wo nur wenig griechisches Blut in der gemischten Bevölkerung vorhanden ist, aber in Hellas hatte sie, von den Abendländern aus Verehrnug altgriechischer Kultur und im Gefühle für Selbständigkeit eigenthümlicher Völker unterstützt, glücklichen Erfolg. Nach mancherlei Kämpfen und Verhandlungen mnßte die osmanische Pforte sich fügen und noch zufrieden sein, nur den südlichen Theil Altgriechenlands zu verlieren, der zu einem eignen Staate erhoben wurde und den baierischen Prinzen Otto 1332 zum König erhielt. Dies war ein Verlust, der noch größere befürchten ließ, wenn nicht die Ursache der innern Schwäche des Türkenreichs beseitigt würde. Die Masse der christlichen Unterthanen, als Rajah, d. i. Herde bezeichnet, nicht im Besitze bürgerlicher Rechte, der Gnade der Sieger unterworfen und willkürlich besteuert, mnßte mit der mnhammedanischen Herrschaft endlich ausgesöhnt, die Rechtspflege und Besteuernngs- weise in diesem Sinne geändert, und das Kriegsheer nach europäischer Art umgebildet werden. Mit dem letzteren begann Mahmud 14, indem er schon 1826 das trotzige Janitscharencorps gewaltsam auflöste. Andere Neuerungen reiheten sich daran. Der Hat tisch erif von Gülhane (kaiserlicher Erlaß aus dem Serail) im Jahre 1839 verkündete, daß eine Gleichstellung der Christen mit den Moslemin angebahnt werden sollte. Und als Snltsn Abdul Medschid gegen den Plötzlichen Einbruch der Russen durch die kräftige Hilfe der Engländer und Franzosen (Kampf in der Krim) siegreich vertheidigt nud sein Reich vor der Zerstückelung bewahrt worden, erneuerte und ver- stärkte er jene Verkündigung durch den Hati-Hnmaium (d. i. erlauchte Schrift, allerhöchste Willensäußerung) von 1856. Wie es scheint, liegt es anch in des jetzigen Sultans Abdul Aziz (seit 1861) Absichten, das gegebene Edikt auszuführen, trotz der entschiedenen Abneigung der Osmanen und trotz der Hindernisse, die bei der durchaus verkehrten, auf dem Koran basirten Staatseinrichtung der Türkei schwer zu beseitigen sind; deshalb ist er eben auch anscheinend ebensowenig im Stande, der im Innern herrschenden Zersetzung und allmählichen Auflösung des Türkeureiches zu steuern. Er konnte nicht verhindern, daß sich die beiden Donaufürstenthümer, entgegen den Bestim- mnngen des Pariser Friedens, als Rumänien unter einem fast souveränen Fürsten vereinigen; ebenso ist sein Feldherr Omar Pascha nur mit Aufbietung aller türkischen Streitkräfte im Stande gewesen, die Erhebung der Candioten (1836/63) zu unter- drücken, welche, durch Zuzüge griechischer Freischaren unterstützt, Abschütteluug der türkischen Herrschaft und Vereinigung mit Griechenland anstrebten.
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