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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 660

1874 - Mainz : Kunze
660 Europa — die Türkei. gesiedelt wurden; Tataren, besonders aus der Krim (Nogai-Tataren) in die Dobrudscha (östl. der untersten Donau) eingewandert, auf niedrigster Kulturstufe stehend; Deutsche finden sich als Handwerker in allen größern Städten und auch in ein paar Ackerbaukolonien in der Dobrudscha; die Zahl der Juden ist nicht groß und die der Zigeuner nicht gering, beide sind nordwärts der Donau zahlreicher. Das herrschende Volk, die osma- nischen Türken, mußte sich bei seiner verhältnismäßig geringen Zahl (1—l1/3 Mill.) darauf beschränken, nur die wichtigsten Punkte des Landes in Thracien (Runiili), Macedouien, Thessalien, Bosnien und auf den Inseln zu besetzen; sie sind stark im Zurückweichen begriffen: in Rumänien sind keine Türken mehr, Belgrad und Serbien haben sie aufgegeben, aus der Bulgarei ziehen sie sich mehr und mehr zurück; sie fühlen eben, daß sie von der europäischen Kultur besiegt sind. Ueberhaupt haben sie sich in Europa nie zu Hause gefühlt und ihre europäischen Besitzungen nur als zeitweilig bezogenes Feldlager betrachtet; gläubige Türken lassen sich gegenüber Kon- stantinopel auf dem großen Kirchhofe in Kleinasien begraben, um in ge- weihter, heimischer Erde zu ruhen. Es läßt sich nicht leugnen, daß die Türken manche schöne Eigenschaft aus ihrer Heimat mitgebracht haben: Recht- schaffenheit, Wohlthätigkeit, Biederkeit, Nüchternheit, Gefühl der persönlichen Würde: Tugenden, die man bei dem ihnen bisher unterworfenen, meist sehr verkommenen Gemisch sogen, christlicher Völker vergeblich suchen würde. Auch das ist gewiß, daß die Türken bisher die beste politische Polizei an der untern Donau geübt und sie allein es verstanden haben, die kleinen Raufbolde von Völkerschaften in Raison zu halten; seit ihrer Zurückdrän- gung vom Strome sind die slavischen Stämme auf der Balk^nhalbinfel eine permanente Gefahr für den europäischen Frieden geworden. Aber da der Korän die Grundlage ihrer staatlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen ist, so befinden sie sich oft in schroffem Gegensatze zur euro- päischeu Bildung und den Bedürfnissen der Gegenwart. 4 Außer den Osmaulis bekennen sich aber noch viele Bosnier und Albanesen zum Islam, so daß es etwa 5 Mill. Muhammedaner im Lande gibt; die übrige Bevöl- kerung ist christlich, meist griechisch-orthodox, theilweise armenisch oder auch römisch. Als die Osmanen das Land eroberten, fiel alles Grundeigenthum dem Staate, den Moscheen und den Lehenskriegern anheim; die Lehensträger (Zaims) bilden aber kei- nen Erbadel, denn alle Moslemin sind einander gleich, und freigegebene Sklaven erlangen oft die höchsten Würden. Ursprünglich hatten im türkischen Reiche nur die Bekenner des Islam volle Rechtsfähigkeit. Die Ungläubigen (Rajah), der Gnade und Willkür des Siegers unterworfen, bebauten den ihnen zur Nutznießung überlaffe- nen Grund und Boden nicht als ihr Eigenthum, derselbe war vielmehr Eigen thum des Saiates, sie wurden 5—lomal so hoch besteuert als die Gläubigen des Korzn und waren nicht fähig, Kriegsdienste zu leisten. Durch den Hattischerif von
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