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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 663

1874 - Mainz : Kunze
Europa — d ie Türkei. 663 noch die Kraft in sich trugen, eine civilisatorische Mission unter den türkischen Rajahs zu übernehmen. Aber kommen wird der Tag, wo jener Staat an die Erfüllung dieser Aufgabe wird treten müssen. Nun, die Kultur folgt den Strömen, und durch deutsches Blut — deutsche Heere unter deutscheu Führern — ward ja auch Ungarn den Türken wieder abgerungen! Die Unterthanen lande. Wir betrachten sie nicht nach Ejalets, sondern nach den Ländern, deren Namen geschichtliche Bedeutung hat. a) Rum Jli oderromanien (Thracien). Hauptstadt Konstantinopel (Stam- bnl) oder Byzanz am Bosporus und Marmarameer. Einwohnerzahl: 1 Million, wovon nur a/s Moslemin, das übrige Griechen, Armenier, Russen, Walachen, Zigeuner, Juden, „Franken" oder Abendländer. Die Griechen wohnen in dem Stadtviertel Fanar, die Franken jenfeit des goldenen Horns in den Vorstädten Pera und Ga- lata. Die Lage Konstantinopels ist außerordentlich günstig und zugleich sehr schön, sein Anblick von außen feenhaft, im Innern ist es schmutzig und moderig. Unzählige Kuppeln und Minarette, denn man zählt 480 Moscheen. Straßen eng, krumm und schmutzig, wo einzelne Paläste und eine Menge elender hölzerner Häuser und Hütten, die öfters abbrennen. Es gibt auch christliche Kirchen und viele Hospitäler, Kaffee- Häuser, Bäder, Opiumbuden, Irrenhäuser, Chans oder Herbergen für Kaufleute, und selbst verödete Raublöcher. Sehenswerth ist der Bazar (Kaufhaus), aus vielen Säulen- hallen und Gewölben bestehend. Die Stadtmauern sammt ihren 548 Thürmen sehen zerfallen aus, wie auch das ehmalige Staatsgefängnis der 7 Thürme (Jedi Knle) morsch wird und nur noch 3 Thürme hat. Groß, eine Stadt für sich, ist das von hohen Mauern und Thürmen umgebene Seray oder Serail, dessen Haupteingang die hohe Pforte heißt; es enthält die Paläste des Großherrn, seiner Frauen, seines Wessirs und Hofstaats, mit schönen Gärten und Aussicht über die Gewässer zur asia- tischen Küste. Von besonderem Interesse ist die Sophienmoschee (Hagia Sophia), deren Halbmond sich in 2 Meeren spiegelt. Unter dem Sammelsurium der Bevölkerung Koustantinopels („Spucknapf der Welt") befinden sich auch 8000 Deutsche, die durch Biederkeit, Emsigkeit und Ausdauer sich vor anderen Fremden Vortheilhaft auszeichnen.^) Sie unterhalten 3 deutsche Schulen, haben besondere deutsche Vereine, ja auch ihre deutschen Bierkneipen; alles redliche Gewerbe ist in ihren Händen (Tischler, Kunst- drechsler, Tapezierer, Schlosser :c.), während die Italiener bloß Spitzbüberei, die Fran- zosen nur Frivolität nud Unsittlichkeit hieher verpflanzten; ja selbst bei den Türken ist volle Sympathie nur für die Deutschen. — Ferner 2 große Städte an der Maritza, beide durch Handel und Industrie in Seide, Baumwolle und Wolle bedeutend, näm- lich: Philippopel oder Filibe mit 50000, und Adrianopel oder Edirns mit 100000 Einw. — Am Hellespont: Gallipoli mit 50000 Einw. Die Darda- '*) Ueberhanpt ist in den nntern Donauländern — wie anch au der mittleren Donau, s. S. 264 — eine stetige Annahme der deutschen Bevölkerungselemente wahr- zunehmen.
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