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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 683

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Italien. 683 Edikt, das wenigstens zeigt, wie viel mehr geistiges Bedürfnis man den Piemontesen zutrauen konnte als den Neapolitanern; denn im Königreich beider Sizilien wäre solcher Befehl rein überflüssig gewesen! — Das Jahr 1348, reich an politischen Er- schütterungen vieler Länder, rief auch in Italien neue Aufstände hervor, und diesmal — merkwürdig genug — suchte einer der Fürsten selbst sie zu leiten und, wenn nicht die Einheit Italiens, doch die Befreiung desselben von Oesterreich zu erringen und sich so an die Spitze der natioualen Bewegung Italiens zu stellen. Es war Karl Albert von Sardinien, der Nachfolger des genannten Felix, ein Mann ohne Treue und Charakterfestigkeit, aber den Geist der Zeit erfassend; er riß sich vom österreichischen Systeme los und trat als Hilfe der Lombarden auf, welche die Zeit, wo eben das Reich durch die Revolution Wiens und den Zwiespalt mit den Ungarn im Innern zerrüttet war, für günstig hielten, die Fremdherrschaft abzuwerfen. Anfangs machte man rasche Fortschritte, die Mailänder erhoben sich mit Energie, wie sieben Jahrhunderte früher gegen Friedrich Barbarossa, die Kaiserlichen mußten zurückweichen, und Karl Albert drang siegreich bis gegen die Etsch vor. Kaum aber hatte der österreichische Feldherr, der jugendliche Greis Radetzky, hinreichende Verstärkung erhalten, als sich das Kriegsglück wandte und der alte Ruf der österreichischen Waffen in Italien sich aufs neue glänzend bewährte. Der sardinische König wurde bei Eustozza besiegt und über den Mincio geworfen, mußte Mailand aufgeben, und verlor auf eignem piemontesifchem Boden die blutigen Gefechte bei Novara und Mortara. Es blieb Sardinien nichts übrig als Friede zu schließen, wozu auch Oesterreich aus andern Rücksichten bereit war. Dies aber und die Bezahlung der Kriegskosten überließ Karl Albert seinem Sohne, in- dem er, mismuthig über das verfehlte Beginnen, die Krone niederlegte. Daß Lombarden und Venetianer den Aufruhr zu büßen hatten, und daß gegen alle durch den piemoutesischeu Krieg veraulaßte Bewegungen in den übrigen Ländern eine neue verstärkte Reaktion eintrat, braucht kaum erwähnt zu werden. Was Reisende und Zeit- schriften aus Italien, besonders aus dem Neapolitanischen und aus dem Kirchenstaate berichteten, mußte wohl überall uoch mehr als Bedauern erregen, umsomehr, da es aus völlig glaubwürdigem Munde bestätigt wurde. England und Frankreich warnten und riethen dringend in Neapel und im Kirchenstaat ein vernünftiges Verfahren an, ehe es zu spät sei; Oesterreich selbst mahnte mehrmals, ja ängstlich, zur Mäßiguug. Doch um- sonst, König Ferdinand vertraute auf seine ausländischen Regimenter und auf die Polizei; es kümmerte ihn kaum, daß zwischen Oesterreich und Sardinien eine nene Spannung entstand, die von Louis Napoleon zur gewünschten Schwächung der öster- reichischen Vorherrschaft in Italien benutzt werden konnte. Karl Alberts Nachfolger, Viktor Emanuel, hatte den Muth gehabt, seines Vaters Wunsch zu erfüllen, ent- schieden dem Geiste der Zeit zu folgen und aufrichtig konstitutioneller König zu sein; ein günstiges Geschick führte ihm in der Person des Grafen Cavour den Staatsmann zu, wie er und wie ganz Italien ihn bedurfte. Oesterreich sah scheel dazu, es fühlte sich herausgefordert, seine Vormundschaft über Italien, sein eignes großes Besitzthnm daselbst war gefährdet; es verstärkte seine Truppenmacht in Lombardei-Venetien immer mehr, und endlich glaubte es, da eine Verbindung des französischen Kaisers mit Viktor Emanuel gewiß schien, nicht länger zögern zu dürfen. Es brach, ungeachtet England und Prenßen und Napoleon selbst einen Congreß bezüglich der Zustände Italiens
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