1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa
— Italien.
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und benachbarten palatin Hügel streckte sich gegen die Mitte der Stadt das große
Forum aus, vor dessen Südende nachmals Vespasian das Colosseum, groß genug
für 80090 Menschen, erbaute. Die Fläche südwärts des Palatinus ward zum Circus
Maximus, der mehr als 100000 Menschen faßte, und eiue Fläche nördlich des
Capitols am Strome zum großen Marsfelde benutzt. Dieses stieß an die Gegend
der Gartenhügel (jetzt Monte Pincio), die unter Kaiser Marc Aurel ebensowohl mit
Manern umfaßt wurden, als auch die Vorstädte au der rechten Seite des Flusses, welche
die transtiberinischen Anhöhen Janicnlns und Vaticanus bedeckten und durch
6 Brücken (die vaticanische hieß die des Triumphs) mit der Hauptstadt zusammen»
hingen. Der Umfang Roms, das nun Zehnhügelstadt heißen konnte, war dadurch
außerordentlich, und die Bevölkerung mochte weit über eine Million betragen. I. Cäsar
jagte einmal 150000 Leute fort, die sich nicht als Angehörige der Stadt ausweisen
konnten. Geschmückt war Rom mit einer Menge von Tempeln, Cirken, Theatern
und Amphitheatern, Thermen, Aquäducten, Triumph Pforten, Bild--
sänken, Columnen, Portiken, Monumenten n. s. w. Aus Griechenland
brachte man geraubte und gekaufte Kunstwerke, und aus Aegypten sogar mit un-
säglicher Mühe ganze Obelisken herbei. Dem Kaiser Hadrian ward ein Mausoleum
(Grabmal) am rechten Ufer erbaut, groß genug, um in neuerer Zeit als Engels bürg
für eine Citadelle zu gelten. Das Material zu den massenhaften, gewaltigen Bauwerken,
größtentheils leicht zu bearbeitender vulkanischer Tnff, wurde vorzugsweise aus den
Hügeln Roms in unterirdischen Steinbrüchen, den sogen- Katakomben, gewonnen. Je-
doch muß man sich die Stadt, wie sie zur Zeit der Republik aussah, keineswegs Herr-
lich gebaut denken. Sie trug das Gepräge alter planloser Entstehung und des Gegen-
satzes herrschender Familien mit zahllosem ärmeren Volk, so daß in engen schiefen Gassen
neben den vielen öffentlichen Prachtgebäuden und vornehmen Privatwohnungen der
elenden Hütten eine zu große Menge war. Erst nachdem der Tyrann Nero sie in Brand
gesteckt hatte, und ungeheure Summen daran gewandt wurden, verschönerten sich die
Straßen, in denen freilich die alten freien Römer nicht mehr wandelten.
Die Landschaft umher, worin der heilige Berg (mons sacer) am nächsten, nur
2'/2 Km. entfernt, jenfett des Arno sich erhob, war weit umher, selbst bis au die
Küste und bis zu den Weideplätzen der pontin. Sümpfe, wohl angebaut. Ihre vielen
Landhäuser (Villen) und Gärten gewährten reizenden Anblick, vorzüglich den Anio auf-
wärts, wo bei Tib nr zwischen Bergen der Fluß W m. abstürzt und neben Tempeln die
Villen des Mäceuas und seines Freundes Horaz lagen; aber auch südlich zwischen den
Berggruppen, die den Albaner See umkränzen. Hier sah man unter* andern Ciceros
Lieblingsvilla südlich von T usculu m, und den reizenden Tempelhain der Diana hinter
dem Städtchen Aricia. Alba erinnerte an den Ursprung Roms, und der kleine See
Regillus, nördlich vom Algidusberg, au den letzten Kampf gegen Tarqninins 496
v. Chr., wodurch die jugendliche Republik erst völlige Unabhängigkeit erstritt.
Mehr uoch als iu Latium war das „glückliche Campauieu" der Ort, wo der
reiche republikanische Adel sich stattliche Güter erworben und mit Werken der Kunst
und des Luxus ausgeschmückt hatte. Denn jenseit Auxnr (Terracina), wenn man die
Sümpfe zurückgelegt, wehte heilsame Luft über die Weiuhöhen von Cäcubum, un-
weit Fuudi. Hinter den Flächen der Lirismündnug erhoben sich die Massischen