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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 713

1874 - Mainz : Kunze
Europ a — Pyrenäis ch e Halbinsel. 713 namentlich Leon, Castilien, Navarra, Aragon und Portugal gestiftet hatten. Sie stritten immer muthiger. Unter ihren ritterlichen Helden zeichnete sich vor allen der Cid aus, der am Ende des 11. Jahrhunderts zu Valencia starb und von der Nachwelt in Ro- Manzen besungen ward. Vergeblich kamen aus Marokko und Fez die Mauren ihren spanischen Glaubensgenossen zu Hilfe. Die Schlacht von Navas de Tolosa 1212, wo die aus der Nähe und Ferne versammelten Christenritter siegten, erschütterte die musel- männische Macht so, daß sie nie wieder sich völlig erholte. Dennoch dauerte noch über 272 Jahrhundert ein arabischer Staat im südlichen Lande Granada. So bestanden gegen Ende des Mittelalters 5 politische Gemeinwesen auf der Halbinsel: die König- reiche Navarra, Aragon, Castilien, Granada, Portugal — Theile, denen die bis auf den heutigen Tag vorhandenen und sich entgegentretenden Bolkseigenthüm- lichkeiten entsprechen und die wir deshalb kurz hier erwähnen wollen. Von den Basken war oben schon die Rede.*) In Aragon am mittleren und unteren Ebro, besonders aber in Catalonien (6ota1nnia —Gothenland) und an der Küste hinab bis in die Nähe von Valencia wird nicht spanisch, sondern catalonisch (limosi- nisch), nämlich ein jetzt noch literarisch gepflegter Dialekt des Proventzalischen geredet, und der Catalonier, dem Basken an Freiheitsliebe, Mnth und Ausdauer, früher auch an Rührigkeit und Unternehmungsgeist gleich, zieht schon ans Abneigung gegen die Unterdrücker und Vernichter der alten freiheitlichen Verfassung das Catalonische dem Castilianischen oder eigentlich Spanischen vor. Der Castilianer (von Galicien bis zur Sierra Morcna) ist ernst und würdevoll wie seine Sprache und schon durch die Lage seines Landes zum Herrn der Halbinsel bestimmt; Schweigsamkeit, stolzes Selbst- gefühl zeichnen ihn besonders aus, und im Parteigänger- und Gebirgskrieg (Guerilla) ist er noch ebenso Meister, wie die alten Iberer; durch die vielhundertjährigen Kämpfe mit dem Islam wurde der ritterliche und religiöse Sinn mächtig entwickelt: aber der Volksgeist wurde dadurch unduldsam gemacht, seine Frömmigkeit artet nur zu leicht in Intoleranz und Barbarei gegen Andersgläubige oder in mystische Überspanntheit aus (Inquisition, Autos da Fe, Jesuitismus!). In Andalusien oder Südspanien zeigt die Gastfreiheit, poetische Begabung und rasche Auffassung ebenso die Beimischung arabischen Blutes, wie der andalusische Dialekt mit vielen arabischen Elementen durchsetzt ist; der Andalusier ist ein ächter Südländer: lebendig, leidenschaftlich, redselig, genügsam, prahl- süchtig. Die portugiesische Sprache, obwohl dem Castilianischen sehr ähnlich, er- innert in Aussprache und Betonung vielfach an das Französische; denn zu den Ele- menten, welche die übrige Bevölkerung der Halbinsel zusammensetzten, kam hier noch das französische hinzu. Es hatte nämlich Henri von Besan^on (in Burgund) den christlichen Spaniern gegen die Araber geholfen und letztere in 17 Feldschlachten besiegt; zum Dank dafür hatte er (1094) vom castilischen König Alfons Vi. das zwischen Minho und Duero eroberte Land als eigene Grafschaft, vom Hafen Cale — porto Cale, portus Gallorum — Portugal genannt, als Lehen erhalten und sich später unabhängig ge- macht. Viele französische Ritter folgten als Lehensträger ins Land, durch Eroberungen *) Das Baskische wird jetzt noch von etiva 800000 Menschen geredet (660000 in Spanien, 140000 in Frankreich); doch zieht es sich immer mehr zurück, und es soll wenige geben, die daneben nicht das Französische oder Spanische verstünden. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. ao
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